Große Motivation von Anfang an

Angefangen hat das Waldklassenzimmer mit ein paar kleineren Projekten: einem Hochbeet, einem Insektenhotel und eingesäten Blumenwiesen. „Was uns überrascht hat, war die Motivation der Schüler – sie wollten wirklich raus in die Natur und weitermachen an ihren Projekten“, berichtet Daniel Reiber, der Leiter der Oberlinschule. Diese Motivation hat sich gehalten. Eine Lehrerin, die neben Sonderpädagogik auch Umweltmanagement studiert hat, tritt im Januar 2018 ihren Dienst an der Oberlinschule an und wird das Projekt betreuen. In einem Bauwagen, der mit Spenden finanziert wurde, liegen alle nötigen Gerätschaften schon bereit.

Die Schülerschaft verändert sich

Die Oberlinschule ist ein Sonderpädagogisches Bildungs-und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt „Soziale und Emotionale Entwicklung“. Sie bietet die Bildungsgänge Grund-, Haupt-, Werkrealschule und Förderschule an. Seit rund zehn Jahren wächst ihre Schülerzahl stetig. 2016 hatte die Schule 245 Schülerinnen und Schüler, davon 98 an der Reutlinger Stammschule sowie 147 in Klassen anderer Schulen im Umkreis. „Im Moment reichen die Sonderpädagogen noch aus, aber sie sind gefordert, immer mehr und neue Ideen zu entwickeln, um der sich verändernden Schülerschaft gerecht zu werden“, erläutert Schulleiter Reiber. Zum Beispiel, um die Übergänge zwischen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und beruflichen Schulen zu gestalten und besondere Angebote für besonders bedürftige Schüler zu schaffen.

In der Natur neue Kraft schöpfen

Vor allem solche Schüler, die mit den regulären Unterrichtsformen ihre Probleme haben, sollen verstärkt in das Projekt Waldklassenzimmer eingebunden werden. In der Natur können sie neue Kraft schöpfen. An Ideen, die im Waldklassenzimmer umgesetzt werden sollen, mangelt es den Schülern nicht. Einen Barfußlehrpfad wollen sie in Zusammenarbeit mit Kindergärten gestalten. Mit Becherlupen sollen Teichbewohner studiert, mit den Blättern selbst angebauter Pflanzen der Biologieunterricht experimentell und hautnah erfahren werden. Auch die Försterei und ein Umweltzentrum sind mit in das Projekt eingebunden.

Die Schüler machen das Waldklassenzimmer zu ihrem Projekt 

Ein etwas langsameres Tempo beim Aufbau des Waldklassenzimmers ist gewollt – und ist Teil des Projekts. „Wir wollten das Projekt nicht bereits auf dem Reißbrett ausgearbeitet den Schülern übergeben“, erklärt Schulleiter Reiber, „vielmehr sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, das Ganze wirklich zu ihrem Projekt zu machen und einen emotionalen Bezug dazu aufzubauen.“ Der Bauwagen etwa soll zu einem Unterrichts- und gleichzeitig Wohlfühlraum ausgestaltet werden.