Seit rund 170 Jahren gibt es Arbeit und Beschäftigung für Menschen mit Behinderung in der BruderhausDiakonie, zunächst in den Fabriken zum Bruderhaus, heute in modernen Werkstätten mit Computeranlagen. „Menschen in Arbeit zu bringen, ist eines der Uranliegen unseres Gründers Gustav Werner, Theologe. Es liegt damit seit jeher in unserer DNA“, sagteDr. Tobias Staib, Fachlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender der BruderhausDiakonie beim Festakt am 28. Oktober 2022 zum 50. Geburtstag der Reutlinger Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Die BruderhausDiakonie sehe es als wesentlichen Kern ihrer Hilfeangebote, Menschen zu beschäftigen und ihnen damit Teilhabe bieten zu können. Dr. Tobias Staib führte gemeinsam mit Christian Sackmann, Werkstattratsvorsitzender, Werkstätten Region Reutlingen, im Reutlinger Theater Die Tonne durch das Jubiläumsprogramm. Grußworte sprachen unter anderem der Reutlinger Landrat Dr. Ulrich Fiedler, Joachim Haas, Leiter Sozialamt Stadt Reutlingen und Christian Erbe, Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen und des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags. Das inklusive Ensemble des Theaters sorgte für kurzweilige künstlerische Einlagen.

Menschen mit Behinderung arbeiten im Theater Die Tonne

In den Reutlinger Werkstätten arbeiten rund 900 Menschen mit Assistenzbedarf: Einige von ihnen sind im Wechsel in der Werkstatt und auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig, dort auf sogenannten betriebsintegrierten Arbeitsplätzen (BiA), beispielsweise im Reutlinger Theater Die Tonne. Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf erhalten in den Werkstätten eine Assistenz sowie eine intensive Förderung zum Erhalt oder zur Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten. Eine Vielzahl an Tätigkeiten ist heute möglich, beispielsweise auf Biolandhöfen, in der Gastronomie, in der Metallbearbeitung, in der Textilwerkstatt, in der Verpackung oder im Büro. Ein Wechsel zwischen den Arbeitsbereichen ist je nach Fähigkeiten und bei Bedarf mit Qualifizierung möglich.

Werkstätten sind wichtig für die Gesellschaft

Dr. Ulrich Fiedler zeigte sich beeindruckt von dem großen Spektrum an Arbeitsplätzen in den Reutlinger Werkstätten. Er dankte für die 50 Jahre, in denen die Werkstätten nicht nur Sinnstiftendes getan, sondern auch unglaublich viel für Menschen mit Behinderung, aber auch für die Gesellschaft geleistet haben. Joachim Haas blickte auf die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zurück, seit die Stadt 2004 die Eingliederungshilfe übernommen habe. Wie Fiedler betonte er die Bedeutung der Werkstätten für die Gesellschaft: „Arbeit ist gelebte Inklusion und wirkt in die Stadtgesellschaft hinein. Da haben die Bürger auch was davon.“ Er erwähnte beispielsweise die inklusiven Stadtführungen, die von den Werkstattbeschäftigten der BruderhausDiakonie angeboten werden. „Ein paar Worte für die Wirtschaft“, sprach Christian Erbe. In ganz Baden-Württemberg gebe es keine Organisation wie die BruderhausDiakonie, „darauf müssen wir extrem stolz sein.“ Um dem enormen Fachkräftemangel, der die Gesellschaft in Zukunft erwarte, zu begegnen, „müssen wir alle Register ziehen.“ Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen, sei sehr wichtig: „Diese Menschen sehen die Arbeit als Lebensinhalt, sind unglaublich stolz auf ihre Arbeit, und wir sind stolz auf sie.“

"Begegnungen machen das Wesentliche aus"

Klaus Fischer, Leiter Geschäftsfeld Arbeit und berufliche Bildung und Leitung Region Reutlingen Arbeit und berufliche Bildung, erläuterte, dass sich die Werkstätten immer weiter entwickelt haben „und am Puls der Zeit sind.“ Auch müsse die Arbeit so sein, dass sie von den Beschäftigten als sinnstiftend erlebt werde. Christian Sackmann, Werkstattratsvorsitzender, brachte die Bedeutung der Werkstätten für die Beschäftigten so auf den Punkt: „Es sind die Menschen und die Begegnungen, die für uns Beschäftigte das Wesentliche unseres Tages ausmachen. Werkstätten sind mehr als nur Arbeit für uns.“

Foto im Detail:
Von links: Christian Erbe, Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen und des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags, Joachim Haas, Leiter Sozialamt Stadt Reutlingen, Dr. Ulrich Fiedler, Landrat Landratsamt Reutlingen, Dr. Tobias Staib, Fachlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender der BruderhausDiakonie, Christian Sackmann, Werkstattratsvorsitzender, Werkstätten Region Reutlingen, BruderhausDiakonie, Klaus Fischer, Leiter Geschäftsfeld Arbeit und berufliche Bildung und Leitung Region Reutlingen Arbeit und berufliche Bildung, BruderhausDiakonie