Hat die Butter die richtige Temperatur? Passt die Glasur für die geplanten Minikuchen? In „Laura‘s feine Patisserie“ in Metzingen arbeiten an diesem Spätnachmittag Ende April acht Mädchen im Alter von sieben bis zehn Jahren, um gekonnt wie Konditorinnen Cupcakes herzustellen. Der Kurs gehört zu einer Reihe von wöchentlichen Aktionen des Lädle in Metzingen, veranstaltet und organisiert von der Oberlin-Jugendhilfe der BruderhausDiakonie Region Reutlingen. Seit rund 30 Jahren ermöglichen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lädle für Kinder und Jugendliche der Stadt sozialraumorientierte Angebote zur Prävention und Förderung. „Pädagogische Fachkräfte bieten im Rahmen sozialer Gruppenarbeit jungen Menschen Raum für soziales Lernen sowie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“, erklärt Alexander Zügel, Bereichsleiter Oberlin-Jugendhilfe, die Zielsetzung.

Kontakte knüpfen und unter Anleitung gefördert werden

„Unser Wunsch war von Beginn an, dass Kinder und Jugendliche im Alter von neun bis 13 Jahren und unterschiedlichster Herkunft auch nach der Schule einen Ort haben, an dem sie andere treffen und sich unter Anleitung sinnvoll beschäftigen können und gefördert werden.“ Ziel der Gruppenangebote sei auch, Kindern und Jugendlichen, die sich schwer tun, Anschluss an bestehende Gruppen oder Vereine zu finden, die Chance zu geben, Kontakte zu knüpfen. Die Finanzierung der geschlechterspezifischen Angebote teilen sich die Stadt Metzingen und das Jugendamt Reutlingen. Die eingerichtete halbe Stelle füllen vier Kolleginnen und Kollegen aus. Sie realisieren die drei aktuell bestehenden Gruppen, zwei für Mädchen am Montag- und Donnerstagnachmittag sowie eine für Jungen am Mittwochnachmittag.

Potenzial der Mädchen und Jungen weiterentwickeln

„Außerdem bieten wir Ferien- und Wochenendaktionen an“, erläutert Alexander Zügel, „beispielsweise Ausflüge in einen Freizeitpark, Schlittschuhlaufen, Minigolf oder Bowling. Auch backen Mädchen und Jungen zusammen. „Wir wollen Chancengerechtigkeit ermöglichen und das Potenzial der Jungen und Mädchen weiterentwickeln“, informiert der Sozialpädagoge. Die Zusammensetzung der Gruppen habe sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte kaum verändert. Doch häufig kämen die Kinder und Jugendlichen von unterschiedlichsten Schulen und somit mit unterschiedlichstem Bildungsstand. Gelegentlich sei es eine Herausforderung, die einzelnen Interessen und Erfahrungen unter einen Hut zu bringen, weiß Zügel.

Immer mehr Kinder erfahren Armut und Perspektivlosigkeit
Mitarbeiterin Gaby Seitz ist seit Beginn des Lädle, seit 30 Jahren, dabei. Sie hat viele der bisher rund 550 Kinder verschiedenster Generationen begleitet und gefördert. Gelegentlich trifft die Sozialpädagogin Erwachsene, die sich gerne an die Zeit als Kind im Lädle erinnern und sich über die Begegnung freuen. Seitz teilt die Auffassung ihres Kollegen, immer mehr Kinder seien mit Armut und Perspektivlosigkeit konfrontiert. Das Angebot „Lädle“ ermögliche ihnen, herauszukommen. Bei möglichen Herausforderungen in der Kommunikation, zum Beispiel um eine Einverständniserklärung von den Erziehungsberechtigten zu organisieren, begleitet ein Teammitglied das jeweilige Kind nach Hause und klärt die Zielsetzung, falls notwendig auch mit Bildern.
In „Laura‘s feine Patisserie“ duftet es unterdessen intensiv nach frisch gebackenen Cupcakes. Die jungen Teilnehmerinnen haben ihre Minikuchen kunstvoll verziert. Ihre Cupcakes dürfen sie mit nach Hause nehmen. 

Foto im Detail: von rechts Gabi Seitz, Leiterin der Mädchengruppe, Laura Kopp, Konditormeisterin, Lisa Ostrovic, Zweitkraft in der Mädchengruppe und ehemalige FSJlerin in der Tagesgruppe Metzingen mit den kleinen Bäckerinnen