Am Anfang stand EMAS – Eco Management and Audit Scheme. Schon vor mehr als zehn Jahren hat die BruderhausDiakonie begonnen, dieses Umweltmanagementsystem schrittweise in allen Arbeitsbereichen einzuführen. Das hat bis heute vieles bewirkt: Energiesparende Heizanlagen wurden gebaut, Fotovoltaik installiert, bestehende Gebäude gedämmt, auf stromsparende Beleuchtung umgestellt, Papier, Putzmittel und andere Verbrauchsmaterialien durch umweltzertifizierte Alternativen ersetzt. Kennzahlen wurden erhoben, Berichte verfasst. Diese Bilanz könne sich sehen lassen, fasst Armin Koch, Umweltbeauftragter der BruderhausDiakonie, bei einer Bestandsaufnahme im April 2022 zusammen.

Nachhaltigkeitsziele als Richtschnur

„EMAS arbeitet mit vielen Regeln und Normen“, sagt Benjamin Scharf, der die Abteilung Prozesse und Umwelt der BruderhausDiakonie leitet. Mancherorts habe das System einen hohen bürokratischen Aufwand verursacht. Deshalb habe die Stiftung entschieden, die „Nachhaltigkeitsziele leichter verständlich und besser kommunizierbar zu machen“. Das Umweltmanagement wird seit 2021 zu einem umfassenden Nachhaltigkeitsmanagement ausgebaut. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen dienen dabei als Richtschnur. „Diese Nachhaltigkeitsziele sind so formuliert, dass sich daraus konkrete Jahresziele für die Einrichtungen der BruderhausDiakonie ableiten lassen“, erläutert Scharf. 2021 etwa lag der Fokus auf dem zwölften Ziel: Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion. Die Umsetzung koordiniert ein Arbeitskreis, der sich auf Initiative engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebildet hat und vom Vorstand der BruderhausDiakonie unterstützt wird. „Der Arbeitskreis will die Aktivitäten, die durch EMAS angestoßen worden sind, weiterentwickeln“, betont Umweltbeauftragter Koch, der wie Scharf Mitglied des Arbeitskreises ist.

Beispielhafte Projekte in den Regionen

Bei der BruderhausDiakonie in Münsingen-Buttenhausen gibt es bereits seit 2007 eine sehr aktive Umweltgruppe, die bis heute Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Bewohnerinnen und Bewohner für einen bewussten Umgang mit Energie sensibilisiert. Bereits 2011 habe die Einrichtung ihre ersten Fotovoltaikanlagen im Münsinger Ortsteil Apfelstetten installiert sowie auf dem Georgenhof, einem Freizeitheim der BruderhausDiakonie in Pfronstetten, berichtet Rudi Lamparter, Umweltbeauftragter in Buttenhausen. Vor fünf Jahren sei die alte Straßenbeleuchtung entlang der Einrichtungsgebäude saniert und durch LED-Lampen ersetzt worden. Seit 2018 versorgt ein stiftungseigenes Blockheizkraftwerk die Werkstätten in Buttenhausen mit Strom und Wärme. Ein zweites Blockheizkraftwerk soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, sagt Lamparter. Er bedauert, dass in der Vergangenheit so manches Nachhaltigkeitsvorhaben an ökonomischen Zwängen gescheitert sei. „Wir könnten sonst schon viel weiter sein“, ist Lamparter überzeugt.

Strombedarf durch eigene Anlagen decken

Markus Rank, Fachbereichsleiter Sozialpsychiatrie und Behindertenhilfe Alb, hofft deshalb auf den Nachhaltigkeitsfonds der BruderhausDiakonie, der Ideen und Projekte von Mitarbeitern für mehr Nachhaltigkeit finanziell fördert. „Wir haben für Buttenhausen eine Fotovoltaikanlage beantragt“, sagt Rank. 13 solcher Anlagen gibt es bereits in der gesamten Stiftung und die Tendenz, den Strombedarf durch eigene dezentrale Energiegewinnung abzudecken, steigt. Zusätzlich beziehe die BruderhausDiakonie für ihre Einrichtungen und Dienste zu 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraft, sagt Wolf Dausien, Leiter des Dienstleistungszentrums Zentraler Einkauf.

Umweltschonende Erdwärmepumpen

Regenerative Energiequellen spielen auch in den Einrichtungen der BruderhausDiakonie in der Region Bodensee-Oberschwaben seit Langem eine Rolle. Als das Seniorenzentrum Wilhelm-Maybach-Stift in Friedrichshafen 2008 erbaut wurde, entschied sich die Stiftung für umweltschonende Erdwärmepumpen, die die im Boden und Grundwasser befindliche Wärme in Heizenergie umwandeln. „Das gesamte Haus wird ausschließlich mit nachhaltiger Erdwärme beheizt“, betont der Umweltbeauftragte MarkusBorho. Im 2010 errichteten Seniorenzentrum in Weingarten setzte die BruderhausDiakonie auf eine Holzpellet-Heizung. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern ist der CO2-Ausstoß viel geringer, auch wenn Holzpellets aufgrund der zunehmenden Abholzung und CO2-Emissionen durch den Transport der Hölzer inzwischen kritischer gesehen werden.

Klare Vorgaben für Neubauten und Sanierungen

Künftig will die Region Oberschwaben auch die Kraft der Sonne nutzen: Das geplante neue Fachpflegeheim in Ravensburg werde mit einem Solardach ausgestattet, berichtet Markus Borho, der auch für die Umweltbildung von Mitarbeitern und Klienten zuständig ist. „Jeder kann dazu beitragen, Energie einzusparen.“ Das Bewusstsein dafür wächst bei Leitungskräften und Mitarbeiterschaft, meint Jürgen Wendehost, verantwortlich für die Projektsteuerung Technik in der Stiftung. Der Technikexperte hat viele Ideen, um die Energieeffizienz der stiftungseigenen Gebäude zu steigern. Auch wenn erst einmal investiert werden müsste, so könnte die automatische Steuerung von Gebäudefunktionen wie Heizung, Klima oder Beleuchtung mittelfristig viel Energie und Geld einsparen. Eine Projektgruppe habe sich mit dem Thema Gebäudeautomation beschäftigt und klare Vorgaben und Standards für Neubauten und Generalsanierungen entwickelt, berichtet Wendehost. Das 2021 eröffnete Seniorenzentrum in Altbach zum Beispiel profitiere bereits von einer automatisch regulierten Heizung.

Nachhaltigkeitstag im Herbst 2022 geplant

„Die BruderhausDiakonie will beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaneutralität Vorreiter sein und andere Organisationen anregen“, betont Benjamin Scharf. Deshalb gehöre die Stiftung zu den Gründungsmitgliedern des Nachhaltigkeitsnetzwerks der Diakonie und habe an den Leitlinien der Diakonie zur Nachhaltigkeit mitgearbeitet. „Wir sind sehr am Austausch interessiert und berichten gerne über unsere Erfahrungen.“ Ein Forum dafür ist der Nachhaltigkeitstag, den die BruderhausDiakonie für den November 2022 im Stuttgarter Haus der Wirtschaft plant.