Die 64-jährige Cäcilia Lutz hinterlässt nach zwei Jahrzehnten an der Spitze der Oberlin-Jugendhilfe und der Jugendhilfe Region Reutlingen eine spürbare Lücke: Mit ihrer offenen, direkten, zugewandten Art wird sie nicht nur vielen Kolleginnen und Kollegen fehlen, sondern auch den jungen Klientinnen und Klienten, die ihr immer besonders am Herzen lagen. „Kinder und Jugendliche sind das Kostbarste, was wir haben“, betont Cäcilia Lutz, die Mitte April 2022 in Ruhestand geht. Damit meint sie vor allem auch die psychisch und körperlich schwer belasteten jungen Menschen, die bei der Oberlin-Jugendhilfe, in der Oberlinschule und beim Fachdienst Jugend, Bildung, Migration Heimat, Bildung und Teilhabe finden.

Cäcilia Lutz hat Strukturen gestaltet und Probleme gelöst

Ihnen hat sie einen Großteil ihrer Lebens- und Arbeitszeit gewidmet. Nachdem die studierte Diplompädagogin 17 Jahre lang beim Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig war, kam sie 2001 als Dienststellenleiterin zur Gustav Werner Stiftung, der heutigen BruderhausDiakonie. „Mein Auftrag war es, Strukturen zu gestalten und Probleme zu lösen.“ Ihre Motivation: benachteiligten Kindern und Jugendlichen durch intensive Förderung und Bildung die Chance auf einen Platz in der Gesellschaft zu geben. Eine Aufgabe, die sie bis heute erfüllt. „Die Jugendhilfe begeistert und belebt, das ist ein ganz großes Geschenk“, resümiert Cäcilia Lutz am Ende ihrer beruflichen Laufbahn. „Man hat den Sinn seiner Arbeit täglich vor Augen und weiß, dass sich der Einsatz lohnt.“ Dementsprechend positiv ist ihre Bilanz: „Wir haben das Leben für viele junge Menschen besser gemacht.“

Fachliche Neuerungen mit intensiver Beziehungsarbeit verknüpft

Um die Qualität der Jugendhilfe-Arbeit zu verbessern, sind unter ihrer Leitung etliche neueArbeitsmethoden eingeführt worden wie zum Beispiel das Video Home Training, bei dem Alltagssituationen auf Video aufgezeichnet und analysiert werden, die tiergestützte Intervention, die Trauma- oder die Medienpädagogik. Alle fachlichen Neuerungen seien stets mit einer intensiven Beziehungsarbeit einhergegangen. „Ohne eine gute persönliche Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen gelingt kein Förderprozess“, weiß Cäcilia Lutz, die selbst Mutter einer erwachsenen Tochter ist. In dieser Hinsicht ist sie voll des Lobes für ihr Team: „Man begegnet wunderbaren Menschen in der Jugendhilfe, die eine besondere Ausstrahlung haben.“ Auch bei der Zusammenarbeit mit Jugendämtern, Kommunen und Schulen habe sie immer Wert auf ein gutes Miteinander gelegt. „Das ist ein wesentliches Erfolgsmoment.“

Mitspracherechte für Kinder und Jugendliche eingeführt

Gemeinsam habe man den „Riesenkraftakt“ der Flüchtlingskrise ab 2015 bewältigt, als viele minderjährige Geflüchtete Hilfe benötigten. Im Sommer soll erneut eine Wohngruppe für junge Geflüchtete eröffnet werden. Auch für einen besseren Kinderschutz hat sich Cäcilia Lutz viele Jahre lang stark gemacht. Sie hat mit ihrem Team Beschwerdemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche etabliert und Mitspracherechte beim Zusammenleben in den Wohngruppen eingeführt. „Das sind wichtige Bildungsprozesse für die demokratische Teilhabe und es erhöht die Lebensqualität.“ Ein weiteres Projekt, das ihr am Herzen liegt, wird sie nun ihrer Nachfolgerin Tanja Müllerschön, mit der sie einen nahtlosen Übergang vorbereitet hat, überlassen: die Betreuung so genannter Care Leaver, junge Erwachsene, die die Fürsorge verlassen und an der Schwelle zu einem eigenständigen Leben stehen.