Interkulturalität ist Alltag in der Altenhilfe Region Reutlingen der BruderhausDiakonie. 62 junge Frauen und Männer aus 19 Ländern werden hier zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann ausgebildet (Stand Dezember 2022). Seit rund einem Jahr setzt das Geschäftsfeld Altenhilfe unter anderem auf Ehrenamtliche, wenn es darum geht, jungen Menschen zu helfen, in Deutschland Fuß zu fassen.

Große Herausforderungen in der Ausbildung

Das ehrenamtliche Engagement ist Teil des Projekts „NUR:MUT“, das 2020 mit einer Azubibefragung startete. Die internationalen Azubis sollen sowohl in ihrer Ausbildung als auch in ihrer Lebenssituation unterstützt werden. „Wir haben ermittelt, was sie brauchen, um ihre Ausbildung gut bewältigen zu können“, sagt Nedjeljko Tosic, Hausleitung Seniorenzentrum Betzingen. Viele junge Menschen mit Migrationshintergrund seien mit großen Herausforderungen während der Ausbildung konfrontiert. „Hier kommen unsere Ehrenamtlichen zum Einsatz, die ihre Berufs- und Lebenserfahrung weitergeben möchten“, erklärt Tosic – zum Beispiel bei Problemen in der Ausbildung, bei Behördengängen oder Konflikten im Team. „In der Begegnung finden sie zueinander und bereichern sich  gegenseitig mit ihrer Diversität.“

Hilfe beim Spracherwerb oder bei der Wohnraumsuche

Die Ehrenamtlichen engagieren sich bereits seit vielen Jahren in den Seniorenzentren der BruderhausDiakonie, berichtet Christina Kolb, Ehrenamtsbeauftrage der Altenhilfe Region Reutlingen. „Wenn die Azubis zum Beispiel Heimweh haben, hilft es ihnen sehr, wenn sie jemanden zum Reden haben.“ Unterstützung von Ehrenamtlichen, so Kolb, gebe es auch beim Erlernen der deutschen  Sprache, insbesondere vor Prüfungen, und bei der Wohnraumsuche. „Es ist für mich eine Bereicherung und macht mir Freude, junge Menschen zu unterstützen“, sagt Ursula Kruppa über ihr freiwilliges Engagement. „Im Ruhestand kann ich meine beruflichen Erfahrungen als Lehrerin in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit einbringen.“

Auszubildende in ihrem Wohnviertel integrieren

Marc Böhringer, Regionalleitung Altenhilfe Region Reutlingen, betont, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement für die Azubis sei: „Diversität ist Realität. Und wer in der Realität der Menschen eine Rolle spielen möchte, der muss sich mit Diversität ganz aktiv auseinandersetzen.“ Das gemeinsame Erleben sei ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Ausflüge seien in Planung. „Im nächsten Sommer wollen wir alle gemeinsam grillen“, kündigt Christina Kolb an. Geplant sei zudem, die Azubis mehr im Quartier zu integrieren, damit sie Kontakt zu örtlichen Vereinen wie etwa zum Fußballverein knüpfen können. „Wenn sich die Auszubildenden wohlfühlen und Sprachkenntnisse erwerben, kommt das wiederum unseren Bewohnerinnen und Bewohnern zugute“, sagt die Ehrenamtsbeauftragte und betont: „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Ehrenamtlichen, insbesondere nach Männern.“ Denn die meisten Azubis, die Unterstützung benötigen, seien männlich. Umsonst arbeiten müsse niemand, so Kolb, der Aufwand werde vergütet.