Klaus Käser hat eine Vision, für die er seit langem brennt: Dass auch Menschen mit hohem Hilfebedarf befähigt werden, ihr Leben so weit wie möglich eigenverantwortlich zu gestalten – und dabei von der Gesellschaft die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. 15 Jahre lang hat sich der heute 70-jährige ehemalige Grund- und Hauptschullehrer bei der Behindertenhilfe Region Reutlingen der BruderhausDiakonie für die Interessen von Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen eingesetzt. Seit zwei Jahren arbeitet Klaus Käser aktiv im Beirat Selbsthilfe der Inklusionskonferenz mit, um die  Inklusion im Landkreis Reutlingen zu verbessern. Für sein vielfältiges Engagement wurde er nun bei der Verleihung des 2. Inklusionspreises im Landkreis Reutlingen mit dem Ehrenpreis Inklusion ausgezeichnet. Weitere Preisträger sind FritZels Spielerei in Dettingen und das Hofgut Hopfenburg in Münsingen.

Gustav Werners soziales Engagement hat ihn immer begeistert

„Klaus Käser ist ein Fürsprecher der Menschen mit Behinderung – ein Netzwerker im besten Sinn“, sagt Johannes Schneider. Der Fachbereichsleiter der Behindertenhilfe Reutlingen/Ermstal kennt den 70-Jährigen seit 15 Jahren und schätzt „seinen Rat und seine Rückmeldung“. „Die Zusammenarbeit ist sehr vertrauensvoll, er ist ein Unterstützer unserer Arbeit – mal kritisch – aber immer absolut wertschätzend“, betont Schneider. „Ich bin ein Bruderhäusler, seit ich 1973 als Zivi im Oberlin-Kinderheim angefangen habe“, versichert  Klaus Käser. Die Wertschätzung, die der Stiftungsgründer Gustav Werner benachteiligten Menschen und deren Arbeit entgegenbrachte, habe ihn immer begeistert. Käser hat selbst einen Sohn, der sehr schwer behindert ist und seit 2006 in einer Wohngruppe der BruderhausDiakonie auf der Bad Uracher Bleiche betreut und gepflegt wird.

Sprachrohr für die Interessen von Klienten und Angehörigen

2007 begann Klaus Käser, sich im Angehörigenbeirat auf der Bleiche zu engagieren. „Menschen mit geistiger Behinderung können ihre Interessen und Bedürfnisse nur selten selbst in Gremien artikulieren“, erklärt er. Deshalb liege es nahe, dass sich Angehörige in den Einrichtungen einbringen und mit ihren Anliegen Gehör finden wollen. „Nicht als notorische Nörgler und Nervensägen, sondern als loyale und kompetente Ansprechpartner.“ 2016 gründete die Behindertenhilfe Region Reutlingen – Klaus Käser war federführend daran beteiligt – einen Gesamtangehörigenbeirat mit sieben Mitgliedern als Bindeglied zwischen den Angehörigen und den Verantwortlichen in der BruderhausDiakonie. „Wir konnten bis in die Corona-Zeit mit Unterstützung der Stiftung vier Fachtage für Angehörige mit teils hoher Beteiligung durchführen“, berichtet Käser. Auch wenn er die Arbeit der BruderhausDiakonie schätze und unterstütze, sei die Beiratsarbeit aufgrund der Strukturen und Veränderungen in der Behindertenhilfe oft mühsam gewesen. So bedauert er zum Beispiel, dass der Beirat sein Ziel, bei weitreichenden personellen, strukturellen und baulichen Veränderungen einbezogen zu werden, nicht erreicht habe.

Inklusionskonferenz im Landkreis Reutlingen liegt ihm am Herzen

Nach der Pandemie versuchten Klaus Käser und Gertraud Flad als Sprecherteam in enger Zusammenarbeit mit der BruderhausDiakonie, den Beirat neu zu beleben – ohne Erfolg. Umso mehr freut sich der 70-jährige, dass der Landkreis Reutlingen die Inklusionskonferenz dauerhaft etabliert hat. „Für mich ist der Kontakt zu Menschen mit den verschiedensten Handicaps im Beirat Selbsthilfe eine große Bereicherung.“ Bereichert fühlt er sich auch durch seine weiteren Aktivitäten: Der ehemalige Lehrer ist auf geringfügiger Basis beim Diakonischen Institut für soziale Berufe tätig, wo er Pflege-Azubis Religionsunterricht gibt. Einmal im Jahr vertritt er die BruderhausDiakonie bei den  Angehörigenversammlungen des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe (BEB). Und last, but noch least ist der Reutlinger auch sportlich aktiv: als Übungsleiter beim TSV Sondelfingen.