Der Mensch im Mittelpunkt – den Leitgedanken der fachlichen Arbeit in der BruderhausDiakonie teilte Landrat Dr. Ulrich Fiedler im Gespräch mit Vorstand und Verantwortlichen der Region Reutlingen bei seinem Besuch am 18. Juni 2021 in der Hauptverwaltung der Stiftung. „Wir haben eine gemeinsame große Verantwortung für alle Menschen in diesem Landkreis“, betonte er beim Rundgang über das Reutlinger Gaisbühlgelände mit Einrichtungen der Alten-, Behinderten-, und Jugendhilfe, Werkstätten und Angeboten für Menschen mit psychischer Erkrankung.

BruderhausDiakonie bietet Assistenz und Unterstützung für rund 10.000 Menschen

Andreas Lingk, Kaufmännischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender, informierte über Zahlen: Rund 10.000 Menschen nehmen in Baden-Württemberg die Unterstützungsleistungen der BruderhausDiakonie in Anspruch, Teilhabeleistungen, die rund 5000 Mitarbeitende an unterschiedlichsten Orten im Land erbringen, wobei etwa die Hälfte aller Klientinnen und Klienten in der Region Reutlingen betreut werde. Für die Leistungsberechtigten setze man das Wunsch- und Wahlrecht um, erläuterte Dr. Tobias Staib, Fachlicher Vorstand. Konkret: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigen individuelle Wünsche unter anderem zur Gestaltung von Hilfen.

Inklusion und Teilhabe im allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen

Prof. Dr. Bernhard Mutschler, Theologischer Vorstand, hob von den vier Schulen, die die BruderhausDiakonie betreibt, den Erfolg der Wilhelm-Maybach-Schule hervor, eine Sonderberufs- und Sonderberufsfachschule. „90 Prozent der Reutlinger Schulabsolventen können jährlich in Ausbildung und Arbeit vermittelt werden“, sagte Mutschler und ergänzte weitere Zahlen: „Rund 1800 Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung oder Unterstützungsbedarf nutzen in der Region Reutlingen Angebote im Bereich Arbeit und berufliche Bildung.“ Gelingende Inklusion, den Übergang für Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu gestalten, sei dabei ein wichtiges Anliegen, führte Klaus Fischer, verantwortlicher Regionalleiter, aus. Allerdings könne die Akzeptanz der Arbeitgeber, Menschen mit Handicap zu beschäftigen, noch größer werden.

Angebote für Kinder und Jugendliche wohnortnah einrichten

Auf offene Ohren des Landrats stieß Daniel Reiber, Leiter der Oberlinschule, eines von drei Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren der Bruderhaus-Diakonie. Mit 190 Schülerinnen und Schülern in der Reutlinger Stammschule und weiteren 110 Kindern in Klassen an allgemeinbildenden Schulen könne die jetzige Behelfskonstruktion, auch bei stetig wachsendem Bedarf alle Schüler aufzunehmen, nicht fortgeführt werden, informierte Reiber. Landrat Fiedler sagte, dass auch er deutlich wahrnehme, dass es immer mehr Kinder gebe, die Unterstützung und Förderung benötigten. Er befürworte die Haltung der BruderhausDiakonie, sozialraumorientiert zu handeln und Schulplätze verstärkt wohnortnah einzurichten. Das käme, so Bernhard Mutschler, Theologischer Vorstand, der Umwelt und insbesondere den Schülern im Ermstal entgegen, die teilweise mit bis zu einer Stunde Fahrzeit mit dem Großraumtaxi zur Schule kommen.

Verwaltungsprozesse schlank und effektiv gestalten

Beeindruckt zeigte sich Landrat Fiedler vom Wohnen für Menschen mit einer geistigen Behinderung und Immobilität. Im modern ausgestatteten Gebäude in der Oberlinstraße leben auf zwei Stockwerken Personen im Alter von Mitte 20 bis Mitte 70, jeweils in Wohngruppen mit sechs Bewohnern. Die Hälfte der Plätze nutzen Menschen, die längerfristig intensiv betreut werden müssen. Aktuell erfasse man im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes die Flächen: „Was zählt zum Wohnen, was ist Fachleistungsfläche?“, erklärte Christian Freisem, Leitung Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie Region Reutlingen. Er und Landrat Fiedler waren sich einig, Verwaltungsprozesse sollten so schlank wie möglich gehalten werden. Wie schon im Ermstal als Metzinger Oberbürgermeister will Landrat Fiedler auch zukünftig mit Vorstand und Verantwortlichen der BruderhausDiakonie im Austausch bleiben. Partnerschaftlich sehe er die Zusammenarbeit für Menschen im Landkreis.

Foto im Detail:
(von links nach rechts)
Marc Böhringer, Leitung Altenhilfe Region Reutlingen; Andreas Bauer, Sozialdezernent Landkreis Reutlingen; Dr. Tobias Staib, Fachlicher Vorstand; Pfarrer Prof. Dr. Bernhard Mutschler, Theologischer Vorstand; Dr. Ulrich Fiedler, Landrat Landkreis Reutlingen; Christian Freisem, Leitung Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie
Region Reutlingen; Klaus Fischer, Leitung Arbeit und berufliche Bildung Region Reutlingen; Andreas Lingk, Kaufmännischer Vorstand und Vorstandsvorsitzender