Ein Instrument spielen, das keine musikalischen Vorkenntnisse und kein langes Üben erfordert, ebenso gut solo wie in der Gruppe gespielt werden kann, das zudem unaufdringliche, ruhige Klänge erzeugt? Mit der Veeh-Harfe ist das kein Problem. 19 dieser ein wenig an Zither oder Hackbrett erinnernden Zupfinstrumente hat die Reutlinger Stadtbibliothek angeschafft und leiht sie zunächst vor allem an Gruppen und soziale Einrichtungen aus.

„Gemeinsam InTakt“ heißt ein bis Ende 2022 laufendes Projekt, in dessen Rahmen die Stadtbibliothek sogenannte Multiplikatoren ausbildet, die beispielsweise Senioren oder Menschen mit Behinderung das Musizieren mit diesem Instrument ermöglichen wollen. „Unser Ziel ist, so viele Multiplikatoren wie möglich anzusprechen“, sagte Bibliotheksleiterin Beate Meinck bei der Projektvorstellung. „Wir wollen die Musik in die Stadt bringen.“

Zielgruppe sind Menschen mit Einschränkungen

In einem ersten Workshop haben sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Reutlinger Seniorenzentren der BruderhausDiakonie sowie aus Einrichtungen der Behindertenhilfe im Umgang mit den Veeh-Harfen schulen lassen. Houcem Giuliano, als Heilerziehungspfleger in der Behindertenhilfe tätig, demonstrierte das Spiel auf dem Instrument. „Ich werde gleich eine Veeh-Harfe mit in die Einrichtung nehmen“, kündigte er an. Er habe das Instrument bereits im Freiwilligen Sozialen Jahr kennengelernt und sich für den Klang und die einfache Spielweise begeistert. Gerade weil die Veeh-Harfen auch gehandicapten Menschen das eigenhändige Musizieren erlauben, schätzt er das Verleih-Angebot der Stadtbibliothek. Und er wird zusammen mit Klienten die Veeh-Harfen-Gruppe besuchen, die sich künftig donnerstagabends in der Stadtbibliothek zum Musizieren trifft.

Auch Gudrun Tacke, Mitarbeiterin der BruderhausDiakonie-Altenhilfe und Veeh-Harfen-Multiplikatorin, sieht viele Einsatzmöglichkeiten des Instruments – vor allem in der Betreuung von Menschen mit Demenz. „Die Einfachheit und die ruhigen Töne“ der Veeh-Harfe haben sie überzeugt.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Altenhilfe

Die Reutlinger Altenhilfe der BruderhausDiakonie plane, die Instrumente zunächst in den Hausgemeinschaften beispielsweise des Gustav-Werner-Stifts einzusetzen sowie in der Tagespflege, berichtet Marc Böhringer. Der Regionalleiter Altenhilfe der BruderhausDiakonie kann sich sogar vorstellen, längerfristig zusätzlich eigene Instrumente anzuschaffen. „Die Einsatzmöglichkeiten sind so vielfältig und die Instrumente so entwickelt, dass selbst kognitiv eingeschränkte Menschen das Spielen erlernen können“, unterstreicht er. „Im Alter noch etwas zu lernen stärkt das Selbstvertrauen und macht Spaß.“