Auf den denkmalgeschützten Georgenhof fahren seit Jahrzehnten Schulklassen, Konfirmanden, Familien sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen zum Austausch, zum Wandern, zur Erholung und um Abenteuer in der Natur zu erleben. Seit Kurzem informiert ein Geschichtspfad über besondere Persönlichkeiten, die in Verbindung mit dem Georgenhof stehen. Dr. Tobias Staib, Fachlicher Vorstand der BruderhausDiakonie, Reinhold Teufel, Bürgermeister von Pfronstetten und Klaus Fischer, Leitung Region Reutlingen Arbeit und berufliche Bildung der BruderhausDiakonie, übergaben die drei Stelen mit Texten und Bildern am 7. August im Beisein von Gästen der Öffentlichkeit.

Vom Polterjörg zu Mendelssohn: Der Hof hatte zahlreiche Besitzer

Mit einem Schmunzeln trug Bürgermeister Reinhold Teufel die Chronik des Georgenhofs vor, der zahlreiche Besitzer hatte, von denen nur die wichtigsten genannt werden können. „Polterjörg“, Johann Georg Schneider, erbaute 1863 den Hof, „ein streitbarer Bauer“, der seinen Spitznamen laut Gemeindechronik zu Recht trug. Später avancierte das Gebäudeensemble zum Vorzeigehof des Reutlinger Kunstgarnfabrikanten Alfred Schradin, der hier Pferdezucht betrieb und eine Villa bauen ließ – ein Auftrag an den Architekten Paul Bonatz, der später auch den Stuttgarter Hauptbahnhof entwerfen sollte. Ab 1930 war der Georgenhof für viele Jahre Wohn- und Zufluchtsstätte für Familie und Verwandte des Berliner Juristen und Bankiers Franz von Mendelssohn, Nachfahre des Philosophen Moses Mendelssohn und entfernter Verwandter des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Heute gehören die Freizeitheime Sankt Georgenhof zur Stiftung BruderhausDiakonie. „Wir möchten mit den Stelen Geschichte öffentlich und zugänglich machen“, führte Tobias Staib, Fachlicher Vorstand der BruderhausDiakonie, bei der Eröffnungsveranstaltung aus.

Wilhelm Maybach: Vom Auszubildenden im Bruderhaus zu Weltruhm gelangt

Klaus Fischer, Leiter Region Reutlingen Arbeit und berufliche Bildung, ergänzte: „Wir haben 19000 Übernachtungen im Jahr, das sind durchschnittlich 6000 Personen im Jahr, die wir kurz und prägnant informieren möchten.“ Die drei Stelen des Geschichtspfads liefern Hintergrund zum Georgenhof, zum Theologen Gustav Werner und seinem Werk mit Heimat Bildung und Arbeit in christlichen Fabriken und kleinen Betrieben. Diese habe Werner nach Bedürfnissen und Handicaps in dieser Welt ausgerichtet, erläuterte Tobias Staib. Er erinnerte an die vorbildliche Ausbildung im Bruderhaus im 19. Jahrhundert mit internem und externem Fortbildungsprogramm und an die Verbindung zwischen Gottlieb Daimler, ab 1864 Werkstätteninspektor der Maschinenfabrik zum Bruderhaus in Reutlingen, und Wilhelm Maybach, Auszubildender im Zeichenbüro des Bruderhauses. Bruderhaus-Lehrling Maybach schrieb zunächst mit Daimler Automobilgeschichte und später mit seinem Sohn Karl Luftfahrtgeschichte. Zum Jubiläum „50 Jahre Georgenhof“ 2023 will Fischer die Gebäude noch stärker barrierefrei gestalten.