Im Rahmen ihrer Sommergespräche war Jessica Tatti, Abgeordnete der Fraktion Die Linke im Bundestag, am 2. August 2022 zu Gast in der Reutlinger Fahrrad- und Metallwerkstatt der BruderhausDiakonie. Die Sprecherin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik der Linksfraktion informierte sich über die Angebote der beruflichen Bildung der BruderhausDiakonie und kam mit Fachkräften und Auszubildenden ins Gespräch.

Alle Menschen sollen die Chance auf einen Beruf erhalten

Der Ausbildungsverbund der BruderhausDiakonie eröffnet jungen Menschen ohne Ausbildung und Arbeit sowie Langzeitarbeitslosen Chancen auf einen Berufseinstieg. Johann Küenzlen, Leiter des Ausbildungsverbunds, stellte die Qualifizierungs-, Umschulungs- und Wiedereingliederungshilfen in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen vor. Ein wichtiges Thema in der Runde mit der Sozialpolitikerin waren die Finanzierungsbedingungen für Maßnahmen der Arbeitsmarktintegration. Es sei  angesichts des Fachkräftemangels wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft, dass alle Menschen Chancen am Arbeitsmarkt erhielten, erklärte Tatti. Hierfür sei Zuwanderung ein Ansatz, doch auch die inländischen Potenziale müssten gehoben werden.

Jessica Tatti zeigte sich beeindruckt von den hohen Erfolgs- und Vermittlungsquoten im Ausbildungsverbund: Im Durchschnitt finden 80 Prozent der Absolventinnen und Absolventen einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Noch höher ist diese Quote im Metall- und Fahrradbereich: „Alle jetzt im Sommer fertig ausgebildeten Fahrradmonteure und Metallbaufachpraktiker haben einen Arbeitsvertrag in der Tasche,“ erläuterte Ausbilder und Prüfer Hans Goller.

Lernen in einer realistischen Ausbildungswelt

Weil die Fahrradwerkstätten Reutlingen und Tübingen am Markt tätig sind, bieten sie den Auszubildenden realistische Bedingungen. Ob beim Verkauf von Neu- und Gebrauchträdern oder bei einer Reparatur: Die Kundinnen und Kunden müssen zufrieden sein. „Mit der Ausbildung hier bekommen die Jugendlichen die Chance, in einen Betrieb einzusteigen und dort auch zu bleiben“, erklärte Olaf Fraenkel, Leiter der Fahrradwerkstatt. Und weil die Azubis in der Metallwerkstatt die Rahmen für die selbst entwickelten Lastenräder herstellen, lernen sie das Handwerk von Grund auf: „Der schweißt wie ein junger Gott“, habe kürzlich ein Meister den Absolventen gelobt, den er eingestellt hatte, berichtet Fraenkel.

Jessica Tatti, die selbst lieber zu Fuß geht als aufs Rad zu steigen, ließ sich die auf individuelle Bedarfe zugeschnittenen Lastenräder der Fahrradwerkstatt zeigen, die „zum Glück mit einem Motor ausgestattet sind“. Die gelernte Sozialarbeiterin äußerte ihre Wertschätzung für das Handwerk: „Es hat was, wenn man etwas mit den Händen machen kann. Und es ist wichtig, dass junge Menschen merken, sie können etwas“.

Die Bundestagsabgeordnete stellte sich schließlich den Fragen von vier Auszubildenden über den Politikbetrieb in Berlin: Diese wünschten sich zuallererst eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets und weniger Verspätungen im Zugverkehr. Sie zeigten sich auch besorgt über die gestiegenen Preise und die Armut bei älteren Menschen. „Ihr seid gut informiert und stellt viele Fragen,“ lobte die Parlamentarierin das Interesse der jungen Menschen an der Politik. Sie versprach ihnen im kommenden Jahr die Möglichkeit zu geben, die Hauptstadt und den Bundestag kennenzulernen.