Die Jugendlichen im Park am Göppinger Schloss waren etwas zurückhaltend, aber durchaus interessiert an dem prominenten Gast aus Berlin: „Ist es wirklich wahr, dass Sie mit Frau Merkel zusammenarbeiten?“, wollte ein Jugendlicher wissen. Eine Frage, die Christine Lambrecht, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, trotz der ernsten Thematik ihres Infobesuchs bei der Partnerschaft für Demokratie der Stadt Göppingen am 28. Juli 2021 schmunzelnd bejahen konnte. Danach war das Eis bei den Jugendlichen gebrochen und sie richteten „Grüße an Frau Merkel“ aus. Der Bundesfamilienministerin zeigten sie stolz, was sie über Wochen mit Susanne Köber und Benedikt Spörl von den Jugendhilfen Deggingen der BruderhausDiakonie bewerkstelligt hatten: Im Rahmen des Projekts „Jugend schafft Raum“ der Mobilen Jugendarbeit haben sie den Park in einen echten „Chill-Platz“ für Jugendliche verwandelt. Christine Lambrecht und ihre Begleiterin, die Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens, waren sichtlich beeindruckt vom Werk der jungen Leute.

BruderhausDiakonie setzt auf aktive Mitarbeit der Jugendlichen
Hingucker und zentrales Element des Platzes am Schloss ist eine rund vier Meter hohe, hölzerne Kuppel, die die Jugendlichen aus Upcycling-Materialien errichtet haben. Angeleitet wurden sie dabei von den Experten der Firma Vision Domes aus Mannheim. Die Mobile Jugendarbeit der BruderhausDiakonie hat mit diesem Projekt ein gemeinschaftliches Kreativ-Angebot für Jugendliche geschaffen. Damit reagierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch auf die Pandemie, in der Jugendliche noch häufiger als sonst die Erfahrung gemacht haben, auf öffentlichen Plätzen nicht erwünscht zu sein, berichtete Harald Maas, Bereichsleiter bei den Jugendhilfen Deggingen und Leiter der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie. Das Projekt „Jugend schafft Raum“ ist eines von über 200 Projekten und Einzelmaßnahmen, die bisher im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ in Göppingen realisiert worden sind. Kern des Bundesprogramms sind 218 Partnerschaften für Demokratie bundesweit.

Christine Lambrecht: Demokratie muss immer auch wachsam sein
Dass die Beteiligung junger Menschen eine so große Rolle in Göppingen spiele, habe sie sehr beeindruckt, brachte Christine Lambrecht bei ihrem Besuch zum Ausdruck. „Demokratie muss immer auch wachsam sein und sich ganz entschieden gegen Rechtsextremismus stellen“, sagte die Ministerin vor dem Hintergrund von Gewalttaten wie in Halle oder Hanau. „Genauso wichtig ist es aber auch, die Prävention in den Blick zu nehmen und gerade mit jungen Menschen an einer vielfältigen, gewaltfreien und demokratischen Gesellschaft zu arbeiten.“ Nachdrücklich warnte Lambrecht, die nicht nur Bundesfamilienministerin, sondern auch Bundesjustizministerin ist: „Die größte Gefahr für unsere Demokratie kommt von den Rechtsextremisten.“ Deshalb sei eine wehrhafte Demokratie unerlässlich. Sie versicherte, dass sie sich für eine dauerhafte Finanzierung der Partnerschaften für Demokratie einsetzen wolle.

Vielfältige lokale Kultur des Zusammenlebens in Göppingen
Göppingens Oberbürgermeister Alex Maier machte deutlich, dass der Slogan der Partnerschaft „Göppingen – Ort der Vielfalt“ schon lange zum  Selbstverständnis der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger gehöre. Auf diesem Slogan basierten auch die Leitziele der Göppinger Partnerschaft für Demokratie, berichteten Jugendkoordinatorin Rebecca Zabel, die bei der Stadt für die Projektumsetzung zuständig ist, und der Leiter der Koordinierungs- und Fachstelle, Harald Maas. „Aktive Beteiligung junger Menschen, Sensibilisierung für und Aufklärung über die Gefahren durch Extremismus sowie eine vielfältige lokale Kultur des Zusammenlebens sind seit 2015 handlungsleitend für unsere Arbeit“, informierte Harald Maas die Ministerin.