Der Duft von gebrannten Mandeln, Waffeln und Punsch erfüllt normalerweise in der Vorweihnachtszeit das Kinderheim Rodt und die Ludwig-Haap-Schule in Loßburg. Bei einem Basar verkaufen Kinder und Jugendliche Jahr für Jahr Selbstgemachtes, Geschenke, Brot, Marmelade und Plätzchen. Wegen der Corona-Pandemie fiel der allseits beliebte Tag der offenen Tür in diesem Jahr aus. Immerhin konnte der traditionelle Gottesdienst in der Vorweihnachtszeit in der Evangelischen Kirche gefeiert werden.

So viele Einschränkungen wie nötig

„Für die Kinder ging durch den Ausfall des Basars ein Höhepunkt im Jahr verloren“, sagt Edwin Benner, zuständiger Fachbereichsleiter Jugendhilfe bei der BruderhausDiakonie. Für Kinder in Heimerziehung neigt sich ein ohnehin schwieriges Jahr dem Ende zu. Denn beispielsweise waren für sie im ersten Lockdown von März bis Mitte Mai keine Heimfahrten mehr möglich, wie Cornelia Müssigmann, stellvertretende Leiterin des Jugendhilfeverbunds Kinderheim Rodt, berichtet. Der Kontakt zu den Eltern und Verwandten lief vor allem telefonisch, die Besuchsmöglichkeiten auf dem Gelände waren stark eingeschränkt. Und all die neuen Vorgaben und Regeln? „So viel Freiheit wie möglich, so viele Einschränkungen wie nötig“, sei die Devise, sagt Benner. Bislang gab es glücklicherweise keinen Corona-Fall im Jugendhilfeverbund.

Neue Angebote entwickelt

„Wir haben viel erklärt“, erzählt Müssigmann. Verständnis und Akzeptanz bei Kindern ebenso wie bei Eltern und Mitarbeitern seien erstaunlich groß gewesen. Das große Heimgelände wurde verstärkt genutzt. Nach den ersten Lockerungen entwickelten Erlebnispädagogen rasch neue Angebote wie Klettern, Ausflüge in den Wald, Bowlen, Adventure Golf und Fahren mit Inline-Skates in kleineren Gruppen. „Die Kinder und Jugendlichen waren mit großem Spaß dabei“, sagt Benner.

Sport im Freien veranstalten

Den Jüngeren fehlten vor allem die Heimfahrten, den Jugendlichen der Kontakt zu Gleichaltrigen, weiß Tobias Schlotter. Er ist Erzieher in einer Wohngruppe von acht 14- bis 18-jährigen Jungs, von denen vier im Sportverein Fußball spielen. „Sobald die Bolz- und Sportplätze wieder offen waren, mussten sie raus“, erzählt Schlotter. Während der Schulschließungen halfen Schulbegleiter und Schulsozialarbeiter der BruderhausDiakonie in der Einrichtung aus. „Da hat sich die Dienstgemeinschaft innerhalb unseres Trägers hervorragend bewährt“, sagt Schlotter. „Jeder ist bereit zu unterstützen, wo immer es ihm möglich ist“.

Gute Zusammenarbeit mit der Ludwig-Haap-Schule

Auch die Zusammenarbeit mit der Ludwig-Haap-Schule klappte hervorragend.  „Wir sind in ständigem Austausch“, sagt Schulleiter Jochim Lutz. „Ein großes Plus in der aktuellen Situation sind unsere kleinen Klassen mit etwa acht Schülern.“ Wie an anderen Schulen sind derzeit die Unterrichts- und Pausenzeiten variabler gestaltet. Drei Viertel der etwa 60 Schüler sind extern. Weil sie einen hohen Förderbedarf haben, ist Präsenzunterricht umso wichtiger, erklärt Lutz. Den ohnehin benachteiligten Schülern fehle beispielsweise oft die Technik daheim, so Lutz: „Und das Soziale lernt man nur mit anderen zusammen.“

Spenderinnen und Spender gesucht

Neben den gemeinsamen Vorbereitungen und dem Präsentieren der selbstgemachten Artikel fielen für die Kinder des Jugendhilfeverbunds Rodt nicht zuletzt die Einnahmen aus dem Verkauf aus. Damit sie im kommenden Jahr Ausflüge und Freizeiten unternehmen können, sind das Kinderheim Rodt und die Ludwig-Haap-Schule auf Spenden angewiesen. „Wir machen, was unter den jeweiligen Bedingungen möglich ist“, sagt Benner. Gerade für benachteiligte Kinder sei es wichtig, einmal aus dem Alltag herauszukommen und etwas Außergewöhnliches zu erleben. Und dabei kann jede Spende helfen.

Das Spendenkonto des Jugendhilfeverbunds Kinderheim Rodt bei der Kreissparkasse Freudenstadt hat die IBAN: DE27 6425 1060 0000 0084 04.

Text: Andreas Straub