Die Corona-Krise fordert soziale Dienstleister wie die BruderhausDiakonie in ganz besonderer Weise – in der Betreuung und Pflege von alten Menschen, von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung sowie in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Aber auch in der seelsorgerischen Begleitung von Klienten und ihren Angehörigen und von Mitarbeitern. Und in der medizinischen Unterstützung, in Einkauf und Logistik. „Es sind in den letzten vier Wochen über 700.000 Euro allein für die Beschaffung von Schutzausrüstung geleistet worden“, benannte Andreas Lingk, Kaufmännischer Vorstand der BruderhausDiakonie, bei einem Pressegespräch eine unmittelbare wirtschaftliche Folge für die Stiftung. „Wir wissen noch nicht, in welchem Umfang wir dafür Erstattung bekommen.“

Ein Krisenstab steuert alle Aktivitäten

Bereits Anfang März hat die BruderhausDiakonie einen zentralen Krisenstab eingerichtet. Dieser steuert alle Aktivitäten in Bezug auf die Corona-Pandemie – etwa die Beschaffung von Schutzkleidung, den Betrieb von Einrichtungen im Not-Modus, die Kommunikation innerhalb der BruderhausDiakonie mit nahezu täglichen Newslettern, Lehrvideos zum richtigen Gebrauch von Schutzkleidung und einem speziellen 24-Stunden-Mailpostfach für Fragen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Der Krisenstab orientiert sich an den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts, des baden-württembergischen Sozialministeriums und der Gesundheitsämter“, erläuterte Tobias Staib, Fachlicher Vorstand der BruderhausDiakonie.

Flächendeckende Tests sind wichtiges Instrument

An den meisten Standorten der BruderhausDiakonie gebe es derzeit keine oder sehr wenige Corona-Verdachtsfälle, sagte Tobias Staib weiter. In den rund 150 stationären Einrichtungen der BruderhausDiakonie in ganz Baden-Württemberg sind weit mehr Bewohnerinnen und Bewohner bereits wieder genesen (39) als infiziert sind (38). Vier der insgesamt 15 Pflegeeinrichtungen der BruderhausDiakonie im Kreis Reutlingen (drei Seniorenzentren und ein Fachpflegeheim) sowie ein Fachpflegeheim in Nagold (Kreis Calw) sind stärker betroffen. In vier Häusern im Kreis Reutlingen sind Bewohnerinnen und Bewohner gestorben. „Wir bedauern diese Todesfälle sehr“, unterstreicht Tobias Staib. Zugleich sei man dankbar für die vielen Bewohnerinnen und Bewohner, die die Infektion weitgehend überstanden haben. Im Kreis Reutlingen seien mittlerweile alle Bewohner von Pflegeeinrichtungen getestet. Das liefere eine Grundlage, um frühzeitig reagieren zu können, auch wenn es sich bei den Tests immer nur um Momentaufnahmen handle. „Wir halten Tests für ein wichtiges Instrument, um versteckte Infektionen zu erkennen.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen arbeiteten hoch motiviert, darauf wiesen Andreas Lingk und Tobias Staib hin: „Es gibt in den Teams vor Ort eine ganz große Solidarität“, so Staib. „Das zeigt sich zum Beispiel auch daran, dass die Krankmeldungszahlen seit dem Corona-Ausbruch nach unten gegangen sind.“

Notbetrieb bringt Einnahmeverluste

Mit der Aufrechterhaltung lediglich eines Notbetriebs an Schulen, Kindertagesstätten, Tagespflegen sowie mit dem Zurückfahren der Werkstätten auf Notbetrieb gehen der BruderhausDiakonie Einnahmen verloren. Der tatsächliche Ausfall werde sich erst am Ende der Pandemie zeigen, sagte Andreas Lingk. Durch die Pandemie bedingte zusätzliche Ausgaben und Einnahmeausfälle könnten sich so bis Jahresende auf einen niedrigen siebenstelligen Betrag summieren. In der Altenhilfe hoffe man nach entsprechender Antragstellung auf weitgehende Erstattung der Zusatzausgaben. In der Behindertenhilfe, Sozialpsychiatrie und Jugendhilfe sei eine Erstattung von Zusatzausgaben nur bis zu maximal 75 Prozent möglich. „Wir müssen hoffen, dass die Werkstätten und weitere Angebote sukzessive wieder öffnen dürfen, auch um wieder Einnahmen generieren zu können“, so Andreas Lingk weiter.

Kein Stopp von Neuaufnahmen

Weil sich der Pflegenotstand in der jetzigen Krise bereits abzeichnet und der Vorstand sowie Leitungen der BruderhausDiakonie einen Neuaufnahmestopp für pflegebedürftige Menschen als unsolidarisch empfinden, hält die BruderhausDiakonie ihre Kapazitäten in der stationären wie in der ambulanten Pflege offen. „Wir glauben nicht, dass wir in einer Situation, in der so viele Menschen auf Pflege angewiesen sind, vertreten können, unsere Kapazitäten als BruderhausDiakonie nicht zur Verfügung zu stellen“ betonte Tobias Staib. Allerdings werde streng darauf geachtet, die nach Vorgaben der Gesundheitsämter erforderliche Schutzquarantäne bei Neuaufnahmen einzuhalten.

Besuche sind in den Einrichtungen weiterhin nur in Ausnahmefällen möglich. Die WLAN-Ausstattung ist aber überwiegend gut und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern Angehörigenkontakte auch über Videotelefonie.