Die Räume in der Schönbuchstraße 48 in Bebenhausen sind inzwischen fertig renoviert. Bäder und Küchen sind eingerichtet, Treppen und Böden erneuert. Alles wirkt hell und modern im ehemaligen Silberburg-Verlagsgebäude an der Ortsdurchfahrt. Im April ziehen hier die ersten sechs Bewohnerinnen und Bewohner ins ambulant betreute Wohnen für Menschen mit psychischer Erkrankung und intensivem Hilfebedarf. 350 Quadratmeter Wohnfläche stehen ihnen zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss zur Verfügung. Die insgesamt 14 Zimmer werden nach und nach belegt.

Das Angebot richtet sich an Betroffene im Landkreis Tübingen

Gekauft und renoviert hat das Gebäude der Architekt Florian Danner. Mieterin und Trägerin des betreuten Wohnens ist die BruderhausDiakonie. Deren zuständiger Fachbereichsleiter Sozialpsychiatrie, Michael Mennel, und Architekt Danner präsentierten dem Ortschaftsrat Bebenhausen und interessierten Bürger/innen am Dienstag, 18. Februar 2020, die neuen Räumlichkeiten. Bedarf gebe es schon deshalb, erläuterte Michael Mennel, weil das Haus am Dorfplatz in Rottenburg-Bieringen, einem Fachpflegeheim für Menschen mit psychischer Erkrankung, aufgelöst werde. Einige der dort betreuten Menschen werden laut Mennel auf eigenen Wunsch nach Bebenhausen ziehen, andere anderweitig untergebracht. „Wir haben hier in Bebenhausen eine gute Verkehrsanbindung. Alle 20 Minuten fährt ein Bus“, sagte der Fachbereichsleiter. Darüber hinaus richte sich das Angebot an Menschen mit entsprechendem Hilfebedarf im Landkreis Tübingen.

In den beiden Wohngemeinschaften soll täglich gekocht werden

Jeweils sieben Bewohnerinnen und Bewohner bilden eine Wohngemeinschaft. Jeder hat ein eigenes Zimmer. Gemeinsam benutzt die WG ein großes und ein kleines Bad sowie eine separate Toilette. „In der Küche wird sieben Tage pro Woche gekocht“, informierte Michael Mennel. Jede WG hat außerdem einen separaten Eingang. Während die einen das Gebäude von der Hauptstraße aus betreten, kommen die anderen über einen neu angelegten Weg durch den Garten ins Haus. Geplant sei, dass die Hausgemeinschaft den Garten selbst pflegt und bewirtschaftet. „Das ist auch therapeutisch sinnvoll“, meinte Mennel. So wie der große Außenbereich soll auch der Party-Keller von allen genutzt werden können. Dort seien, so Mennel, auch Angebote wie Malen und handwerkliche Tätigkeiten denkbar. „Die Angebote werden zusammen mit den Bewohnern entwickelt.“

Erfahrenes, kompetentes Team unterstützt die Wohngemeinschaften

Auf Nachfrage aus dem Ortschaftsrat erklärte Mennel, dass Frauen und Männer bewusst zusammenwohnen. Eine Trennung, wie sie früher üblich war, sei nicht mehr zeitgemäß. „Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass gemischtes Wohnen in der Regel besser ist“. Gleichwohl würden im Eingangsverfahren die persönlichen Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner berücksichtigt. Für die fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Sozialpädagogen und psychiatrische Fachpflegekräfte, gibt es ein separates Büro mit eigener Toilette. „Wir hatten in der jetzigen Arbeitsmarktsituation Glück, dass wir gleich so ein erfahrenes und kompetentes Team gefunden haben“, sagte Mennel. Tagsüber werde immer jemand vor Ort sein, nachts gebe es eine Rufbereitschaft

Ortschaftsrat will neue Bürgerinnen und Bürger im Dorf miteinbeziehen

„Wir freuen uns auf die neuen Bürger im Ort“, sagte Bebenhausens Ortsvorsteher Hansjörg Kurz. Der Ortschaftsrat wolle diese im Dorf miteinbeziehen – beispielsweise im örtlichen Chor und in Vereinen. Laut Hansjörg Kurz sind die Ratsmitglieder wichtige Multiplikatoren für die Akzeptanz von Menschen mit Handicap. „Wir werden eng zusammenarbeiten“, versprach der Ortsvorsteher. Fachbereichsleiter Michael Mennel freute sich über dieses „schöne Signal“ für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner.