Vortrag und Kultur

Wachsende Armut trotz weltweiter Milliardengewinne – was derzeit nicht nur Gesellschaft und Politik umtreibt, war auch Thema der Reformationsveranstaltung des Vereins Diasporahaus in Rangendingen-Bietenhausen bei Hechingen am Buß- und Bettag. Umrahmt von einem Auftritt der integrativen Theatergruppe der BruderhausDiakonie sowie den musikalischen Klängen des Flöten- und Streicherensembles – Capella Jubilate – referierte Professor Thomas Hörnig von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg über die Entwicklung der Armenfürsorge – mit einem besonderen Augenmerk auf Armut und Bedürftigkeit bei Kindern.

Reformatoren initiieren Fürsorge

In seinem Vortrag erläuterte der Wissenschaftler, dass sich ein Konzept der Fürsorge und Fürsorgepflicht für Arme und Bedürftige erst mit der Reformation entwickelt habe. Auch habe sich die Sicht auf Armut im Laufe der Jahrhundertwende verändert: Einst seien Bettelorden wertgeschätzt worden, dann habe sich Armut zum gesellschaftlichen Stigma entwickelt. Die Anhänger der Reformation hatten Arbeit und Gewinnerwerb aufgewertet. Damit einhergehend war das moralische Gewissen gewachsen, kranke oder schuldlos in Armut geratene Mitglieder der Gesellschaft zu unterstützen. Die vielen wohltätigen Einrichtungen der Diakonie seien bis heute ein Zeugnis davon, so Hörnig.

Kinder aus der Armut führen

Eine moderne Diakonie aber dürfe es nicht beim Helfen belassen, sondern „muss sich dafür stark machen, dass Kinder aus der Armut herauskommen“, sagte Hörnig. Diese Ansicht teilte auch Martin Griesinger, Qualitätsmanagement-Beauftragter der Einrichtung Diasporahaus und Moderator des Abends. „Gerade im Lutherjahr muss sich die Gesellschaft auf diese reformatorischen Wurzeln besinnen“, bekräftigte Martin Griesinger. Steigende Kinderarmut in einer Stadt wie Stuttgart dürfe nicht ohne Weiteres hingenommen werden.

Das Diasporahaus und die BruderhausDiakonie leisten mit verschiedenen Angeboten Unterstützung, um die Lebenssituation von Kindern und Familien zu verbessern.