Maschinen denken

Die größte Revolution seit der Erfindung des modernen Buchdrucks durch Johannes Gutenberg stehe uns bevor, prophezeite Wissenschaftler Professor Klaus Henning
den rund 90 Teilnehmern bei der Veranstaltung für Führungskräfte aus Wirtschaft und Sozialwirtschaft vom 29.  bis 31. Januar im Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar. Drei Tage lang befassten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Thema Mut und Verantwortung – Zuckerberg, Bezos und Page auf dem Weg zur Verbesserung der Welt oder zur Weltherrschaft? Und was mache ich jetzt?! – In Vorträgen und in Workshops setzten sie sich mit dem Thema Digitalisierung und künstliche Intelligenz in Arbeitsprozessen und im Alltag auseinander. Zur Tagung eingeladen hatten die BruderhausDiakonie und die Samariterstiftung in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen.

Künstliche Intelligenz wird da sein wie elektrischer Strom

Künstliche Intelligenz werde eine Fülle von Arbeitsprozessen übernehmen, zum Beispiel auch Aufgaben von Rechtsanwälten, Richtern und Notaren, prophezeite Professor Henning, Mitglied des Vorstands des Instituts für Unternehmenskybernetik an der RWTH Aachen sowie Unternehmensberater, in seinem Vortrag. Tatsache sei, führte der Ingenieur aus, „künstliche Intelligenz verändert alle Systeme. Intelligente Maschinen können nachdenken, können analysieren. Wir werden höllisch zu tun haben, dass die Vernunft nicht den Bach runter geht.“ Wichtig sei, die Herausforderung positiv anzunehmen und die Entwicklung von künstlicher Intelligenz mitzugestalten. Dies sei sein Votum gegen die Angst. So gelte es, in künstliche Intelligenz demokratische Kontrollfunktionen zu implementieren, ebenso wie ethische und rechtliche Kriterien. 

Mut haben, verantwortlich mitzugestalten

Zur Mitgestaltung rief auch Professor Ekhard Minx, Innovationsexperte und Vorstandsvorsitzender der Daimler und Benz Stiftung Berlin, in seinem Vortrag „Vom Weg abkommen, um nicht auf der Strecke zu bleiben“ auf. Sorge mache ihm der Mensch, dem die Technik eine Macht verleihe, die nie dagewesen sei, betonte er. „Wir sind dem Fortschritt jedoch nicht ausgeliefert, wir Menschen haben die Chance diesen zu gestalten“, machte er den Teilnehmern Mut. Sein Rezept: politisch Einfluss nehmen, wählen gehen und bereits in der Gemeinde an Lösungen mitarbeiten. „Zukunftsorientierung ist Handlungsorientierung“, so sein Resümee. Aber auch Verantwortliche in Wirtschaft und Sozialwirtschaft müssten hier ihren Weg der Mitgestaltung finden.

In seinem Vortrag erinnerte er auch daran, demütig zu bleiben. Er bezog sich dabei auf die Andacht von Pfarrer Lothar Bauer, Vorstandsvorsitzender der BruderhausDiakonie: „Die Tagung kann mit Blick auf die biblische Tradition und Komplexität unserer gegenwärtigen Welt auch eine Anleitung zur Demut sein. Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: Es ist sehr viel leichter, eine Sache prinzipiell als in konkreter Verantwortung durchzuhalten.“

Motivierende Elemente des Spielens auf die Arbeit übertragen

In Workshops hatten die Teilnehmer Gelegenheit, mit professioneller Anleitung Ängste zu bearbeiten oder dem Fortschritt etwas Positives abzugewinnen. Florian Prehn, Kommunikationsmanager und Mitarbeiter der Abteilung Mobile Online-Dienste der Volkswagen AG Hannover, zeigte, wie motivierende Elemente aus modernen Spielen auf spielfremde Zusammenhänge wie Arbeitsprozesse übertragen werden können. Dabei gehe es immer um die Funktion hinter dem Spiel. Motivierende Elemente sind laut Prehn zum Beispiel direktes Feedback sowie Belohnung statt Bestrafung und die Option, sich stets verbessern zu können.

Unbekanntes mutig zu bewältigen, demonstrierte Helge Rosenbaum, Diplom-Instrumentalpädagoge. Trommelnd lernten die Teilnehmer „Samba Basic Grooves“, die sie als Team rasch beherrschten. Erst die Aufgabe zu improvisieren wurde zur Herausforderung. „Das passiert, wenn die Planung durch eine Flut von Informationen durcheinandergebracht wird, ähnlich wie bei der Digitalisierung“, erklärte Rosenbaum.

Die Mehrzahl der Teilnehmer ging motiviert aus der Veranstaltung: Mit frohem Mut das Experiment angehen, so sind wir gewappnet für das, was kommt, so das Fazit.

Der kommende Kirchberger Dialog findet Anfang 2019 im Kloster Kirchberg statt.

Bildergalerie

Spannende Impulse inspirieren die Teilnehmer.
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Referent Florian Prehn führt in das Thema "Gamification" ein.
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Die Teilnehmer durften die Spielregeln ändern.
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Die Digitalisierung erforter Mut, Flexibilität und Verantwortung im Dialog.
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Im Workshop wird eine stimmige "Work-Life-Balance" vermittelt.
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Als Führungskraft im Team lernen, den Takt zu halten.
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