Seit 20 Jahren verleihen die Reutlinger Frauengeschichtswerkstatt und die BruderhausDiakonie den Nane-Merkh-Preis. Am Sonntag, 27. September 2020, überreichten die Preisstifterinnen erneut die Auszeichnung, die Frauen für ihre besonderen sozialen oder historischen Verdienste ehrt.

Namensgeberin des Preises stammt aus dem Bruderhaus

„Nane-Merkh“, das betonte Ursula Göggelmann von der Reutlinger Frauengeschichtswerkstatt in ihrer Rede, „gilt als bedeutendste Mitarbeiterin des Theologen Gustav Werner.“ Dieser hatte mit seiner Frau Albertine und mit der Unterstützung zahlreicher Hausgenossinnen und Hausgenossen im 19. Jahrhundert ein soziales Werk in Württemberg aufgebaut, dass Armen und Menschen in sozialen Notlagen oder mit Behinderung Teilhabe an Heimat, Bildung und Arbeit ermöglichte. „Nane Merkh“, führte Ursula Göggelmann aus, „war Geschäftsleiterin, Journalistin und Schriftstellerin im Bruderhaus. Nach dem Tod von Gustav Werner 1887 hatte sie das Sagen“, so Göggelmann. Das, was die Preisträgerinnen geleistet haben, sei ganz im Sinne von Nane Merkh, schloss die Vertreterin der Frauengeschichtswerkstatt ihre Rede. Pfarrerin Katrin Zürn-Steffens, Leitung Stiftungsmanagement Theologie und Ethik der BruderhausDiakonie, appellierte: „Der Preis macht deutlich, dass wir jeden Tag in der Haltung einem jeden Menschen einen guten Platz in unserer Welt einzuräumen gefordert sind. Diese christlichen Werte sind in unserem Gemeinwesen etabliert und in unserer Verfassung verankert. Aber sie werden zunehmend hinterfragt und müssen verteidigt werden in Wort und Tat. Als Nane Merkhs Erbinnen und Erben ist das heute unsere Aufgabe.“

Preisträgerinnen für herausragendes Engagement gewürdigt

Die Vertreterinnen der Reutlinger Frauengeschichtswerkstatt und der BruderhausDiakonie ehrten in diesem Jahr die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Reutlingen für ihre sozialen Verdienste. Juristin Verena Hahn vom Frauenforum Reutlingen hob in ihrer Rede das jahrzehntelange Engagement der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses hervor, die 24 Stunden lang an 365 Tagen verfügbar sein müssten, Schicksale teilten und nach Lösungsmöglichkeiten wie Schutz und Wohnraum suchten. Dr. Christl Ziegler von der Frauengeschichtswerkstatt würdigte die historischen Forschungen der Kulturwissenschaftlerin Karin-Anne Böttcher und von Heidi Stelzer vom Förderkreis Friedhof unter den Linden. Auf Basis umfassender Recherchen erarbeiteten sie eine Führung zu bedeutenden Reutlingerinnen, die auf dem Friedhof unter den Linden bestattet sind.

Reutlingens Bürgerinnen und Bürger sind sehr engagiert

Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck zollte in seiner Rede Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Respekt: „Der Kit unserer Stadtgesellschaft ist das unendliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Das galt zu Zeiten Gustav Werners wie heute. Ich freue mich, dass Preisträgerinnen ausgezeichnet werden, die einen Beitrag für sozialen Zusammenhalt und für kulturelles Erbe leisten.“ Nach der Preisverleihung folgte der OB mit weiteren Gästen der Einladung von Preisträgerin Karin-Anne Böttcher zur Führung „Wo die Frauen Trauer tragen“ auf den Friedhof unter den Linden. 

Grußwort anlässlich der Verleihung des Nane-Merkh-Preises

Foto, von links nach rechts: Karin-Anne Böttcher, Heidi Stelzer: Preisträgerinnen „Wo die Frauen Trauer tragen“, Ursula Göggelmann, Reutlinger Frauengeschichtswerkstatt, Anja Bohn, Juliana Kunrad, Karin Weible-Unger, Sabine Lommel sowie Irene Köpf (ganz rechts auf dem Bild): Preisträgerinnen Frauenhaus Reutlingen, davor: Sabine Steininger, BruderhausDiakonie Reutlingen.