Sarah Kusche ist mutig. So wie sie es in ihrem Gedicht "Mut haben, man selbst zu sein" beschreibt. Denn die Werkstattbeschäftigte des Fischerhofs der BruderhausDiakonie in Vöhrenbach-Hammereisenbach wagt es, ihr Talent zu zeigen. Nun wurde ihr erstes Gedicht im Wortfinder-Literaturkalender 2023 "Kunter Gunt" veröffentlicht.
In diesem Kalender werden Texte von Menschen mit geistiger Behinderung präsentiert: 

„Mut haben, Talente zu nutzen
Träume und Pläne schmieden
Mitten im Leben stehen
Mit anderen zusammen gehen
Und doch man selbst sein
Eben ein echtes Original
Anmutig, auch mal übermütig
Voller Freude am Leben“

https://www.diewortfinder.com/literaturwettbewerbe-und-kalender/der-kalender-2023/

„Ich schreibe, wenn ich den Kopf frei habe“, sagt Sarah Kusche. Die 34-Jährige hat schon immer gerne Romane gelesen, zum Beispiel von Peter Härtling oder Jane Austen. Inspirieren lässt sie sich von all dem, was sie erlebt: von ihrer Arbeit auf dem Fischerhof, dem Leben in ihrer Wohngemeinschaft, der Natur. Auch ihre Freunde und ihr Freund sind für sie Inspiration. Das Schreibtalent von Sarah Kusche hat vor einigen Jahren ihr Betreuer aus dem Berufsbildungsbereich entdeckt und sie ermutigt, ihre Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Eine der Lieblingsdichterinnen der Donaueschingerin ist Emily Dickinson. „Mir gefällt ihr Schreibstil“, sagt Sarah Kusche. Neben der Lyrik möchte sie auch Kurzgeschichten schreiben. „Der erste Satz ist dabei immer der Schwerste“, findet sie.  

Als Frauenbeauftragte setzt sie sich für andere ein

Sarah Kusche ist auf dem Fischerhof im Bereich Metall- und Montagearbeiten und in der Tierpflege beschäftigt. Als Frauenbeauftragte der Werkstätten setzt sie sich für andere ein. „Das ist spannend. Ich bin gerne für die Frauen da und helfe ihnen, wenn sie zum Beispiel von den Männern geärgert werden“, sagt Sarah Kusche. Dennoch bezeichnet sie sich als „sehr schüchtern“. „Mir hat man schon oft gesagt, dass ich mal aus mir herauskommen soll“, sagt sie. „Das finde ich sehr schwierig.“ Durch das Amt der Frauenbeauftragten hat sie, wie sie selbst sagt, an Selbstbewusstsein gewonnen. Denn sie muss Konflikte ansprechen. Dafür braucht sie Mut. Im kommenden Jahr wartet eine weitere Herausforderung auf Sarah Kusche. Sie wird eines ihrer Gedichte bei einem Stationen-Theaterstück der Werkstätten des Fischerhofs mit dem Titel „Der Mond ist raus“ in Hammereisenbach vortragen. Auf dem Weg zwischen der Außenwohngruppe in Hammereisenbach und dem Fischerhof kommen die Besucherinnen und Besucher in den Genuss von Gedichten, Liedern und Theaterszenen.