Der Arzt kommt per Telemedizin ins Seniorenheimzimmer

Ministerpräsident Winfried Kretschmann informierte sich in Reutlingen über das Projekt HeimDoc, an dem die BruderhausDiakonie teilnimmt.
Das Gustav-Werner-Stift in Walddorfhäslach und das Seniorenzentrum Betzingen bieten seit diesem Jahr eine Alternative zu einem Arztbesuch in der Praxis oder der Klinik. Die beiden Pflegeheime der BruderhausDiakonie haben sich dem Projekt HeimDoc angeschlossen. Über einen mobilen Medienturm mit zwei Bildschirmen wird der Arzt direkt in die Zimmer der Seniorinnen und Senioren geschaltet. Bewohnerin oder Bewohner sowie Pflegefachkraft oder Medizinische Fachangestellte können in einem gemeinsamen Gespräch mit dem Mediziner Symptome schildern und Fragen beantworten. Über ein integriertes Stethoskop hören die Ärzte über Kopfhörer Herztöne und Lunge ab. Mithilfe seines Monitors lenkt der Mediziner selbst eine Kamera, die sich am Medienturm befindet, und beurteilt so den Gesamtzustand des Patienten und beispielsweise Hautveränderungen.
Digitale Technik verbunden mit persönlicher Zuwendung
Winfried Kretschmann ließ sich am 8. Mai 2025 im Haus der Geschäftsführung der Kreiskliniken Reutlingen die neue Technik vorführen und sprach über den Bildschirm mit einer Seniorin. Er hob die Verbindung von digitaler Technik und persönlicher Zuwendung hervor. Für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten ist HeimDoc ein Beispiel, wie Digitalisierung im Gesundheitswesen sinnvoll eingesetzt werden kann.
Schnellere und zuverlässigere Versorgung
Das Projekt HeimDoc ist eine Kooperation der Kreiskliniken Reutlingen mit zehn Pflegeheimen. In einer Erprobungsphase wurden Seniorenzentren der BruderhausDiakonie und der Reutlinger Altenhilfe mit den Telemedizintürmen ausgestattet. Die Erprobungsphase hat gezeigt, dass Patientinnen und Patienten schneller und zuverlässiger versorgt werden können sowie Transporte in die Klinik und belastende Wartezeiten in Arztpraxen entfallen. Die Pflegekräfte werden entlastet, weil der Organisationsaufwand geringer ist, wenn ein Arzt konsultiert werden muss oder eine Routinekontrolle ansteht. Vorteile bringt die Telemedizin auch für die behandelnden Ärzte, weil sie auf einige Fahrten in die Seniorenzentren verzichten können. Hausbesuche machen sie weiterhin in den Seniorenzentren, aber mit weniger Fahrten und dem Einsatz von HeimDoc können sie insgesamt mehr Menschen behandeln.
Reutlinger Projekt mit 300 000 Euro gefördert
Das Sozialministerium Baden-Württemberg fördert das Reutlinger Projekt HeimDoc mit 300 000 Euro im Rahmen eines Gesamtpakets zur Stärkung der Telemedizin in Höhe von 1,7 Millionen Euro.