Dialog zwischen Jugend und Fachkräften fördern

Ombudsstellen bieten unabhängige fachliche Beratung und Unterstützung bei Konflikten. Die Oberlin-Jugendhilfe Reutlingen profitiert davon.
Ein junges Mädchen, das sich von einer Jugendhilfe-Fachkraft ungerecht behandelt fühlt. Ein Sorgeberechtigter, dem der Zugang zu seinem Kind verweigert wird. Ein Jugendlicher, der seine Privatsphäre verletzt sieht, weil sein Zimmer nach Drogen durchsucht werden soll. Das sind nur einige Beispiele von vielen, in denen Ombudsstellen innerhalb der Jugendhilfe zum Wohl der Kinder und Jugendlichen tätig werden können. Die Ombudschaft Baden-Württemberg bietet vier regionale Anlaufstellen, bei denen junge Menschen und ihre Familien, aber auch Fachkräfte ihre Anliegen vorbringen können mit dem Ziel, den Dialog zwischen Leistungsberechtigten und Fachkräften zu fördern, so Michaela Wurzel von der für die Landkreise Reutlingen und Tübingen zuständigen Ombudsstelle Südwürttemberg. Michaela Wurzel ist eine von landesweit acht hauptamtlichen Ombudsfrauen. Bei einem Besuch der Oberlin-Jugendhilfe Reutlingen informierte sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über ihre Tätigkeit. Um auch den jungen Menschen das Informations- und Beratungsangebot näherzubringen, wird die Ombudsfrau Ende April 2025 ihre Arbeit im Jugendrat der Oberlin-Jugendhilfe vorstellen. Der Jugendrat vertritt die Interessen der Jugendlichen, die in der Einrichtung leben.
Transparent mit schwierigen Themen umgehen
„Es ist wichtig, eine neutrale Stelle außerhalb der Jugendhilfe-Einrichtung zu haben, an die sich Kinder und Jugendliche wenden können, wenn sie ein Problem haben oder sich über uns beschweren wollen“, betont Tanja Müllerschön, Leitung Jugendhilfe Region Reutlingen der BruderhausDiakonie. Sie betrachtet die Ombudschaft als „Sprachrohr für junge Menschen über Einrichtungsgrenzen hinaus“ und plädiert dafür, transparent und partnerschaftlich mit schwierigen Themen umzugehen. Nach Ansicht von Tanja Müllerschön trägt die Ombudschaft durch Information und Aufklärung dazu bei, dass sich die ratsuchenden jungen Menschen und ihre Familien mit den Strukturen der Jugendhilfe und deren rechtlichen Rahmenbedingungen auskennen. Michaela Wurzel hat der Oberlin-Jugendhilfe drei Materialkoffer mitgebracht. Sie ermöglichen spielerisch, mit den jungen Menschen insbesondere zu den Themen Beteiligung, Beschwerde und Kinderrechte ins Gespräch zu kommen.
Sich respektvoll mit anderen auseinandersetzen
„Diese Themen spielen bei uns jetzt schon eine wichtige Rolle“, sagt Tanja Müllerschön und verweist auf das interne Beteiligungs- und Beschwerdesystem der Oberlin-Jugendhilfe. Zusammen mit ihren Mitstreitern will sie die jungen Menschen befähigen, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen und anderen Menschen mit Respekt zu begegnen. Der Koffer der Ombudschaft bietet hierfür Übungsmaterial an. Mit verschiedenen Karten- und Würfelspielen, Wimmelbildern und Drehbüchern zu beispielhaften Konfliktsituationen lernen die Kinder und Jugendlichen, sich mit unterschiedlichen Positionen auseinanderzusetzen und eigene Positionen zu vertreten. „Damit wird auch ein wertvoller Beitrag zur Demokratiebildung geleistet“, glaubt Tanja Müllerschön.