Über seine Fluchtgeschichte möchte Mohammed Hassan Farg nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Längst sieht er sich in Deutschland bestens integriert. Der hochgewachsene, schlanke junge Mann, der 2015 aus Eritrea flüchtete, verfügt über eine Altenpfleger-Ausbildung, die er hier absolviert hat. Seit Mai 2024 ist er als Integrationsmanager bei der BruderhausDiakonie fest angestellt. Der 29-Jährige wohnt zur Miete in Kirchheim unter Teck im Landkreis Esslingen, spielt Fußball und ist SPD-Mitglied. Sein Deutsch ist perfekt, bisweilen hat es sogar einen schwäbischen Einschlag. 

Demokratiebildung gehört zur Integration

Im Fachdienst Jugend, Bildung, Migration betreut Mohammed Hassan Farg in Esslingen und Deizisau unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Eine Tätigkeit, für die er beste Voraussetzungen mitbringt. Aufgrund seiner eigenen Geschichte weiß er genau, an welchen Stellschrauben sich bei der Integration drehen lässt. Er ist mit den komplexen bürokratischen Vorgängen vertraut. Und er kann sich in die Herzen seiner Klienten, die vorwiegend aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine und der Türkei kommen, einfühlen, kennt deren Vorstellungen, Hoffnungen und Ängste. Als Integrationsmanager unterstützt er sie in allen Belangen rund um Spracherwerb, Schule und Ausbildung sowie beim Umgang mit den Behörden. Auch Demokratiebildung gehört dazu: „Ich mache den Jugendlichen klar, dass integrieren nicht assimilieren bedeutet, sie nicht ihre eigenen kulturellen Werte aufgeben müssen. Aber es ist unerlässlich, sich zum Grundgesetz zu bekennen und die freiheitliche Grundordnung zu achten. Wer das nicht kann, hat hier keinen Platz.“

Beim Fußballspielen Freundschaften geschlossen

Als Mohammed Hassan Farg nach Deutschland kam, war er 19 Jahre alt und wie die Jugendlichen, die er jetzt begleitet, ganz auf sich gestellt. Die ersten Jahre verbrachte er in Dettingen unter Teck im Landkreis Esslingen. Was er in der Gemeinde erlebte, empfand er als „Riesenglück“, wie er sagt. Denn die Bürgerinnen und Bürger stellten mit Hilfe des Arbeitskreises Asyl (AKA) ein breites Integrationsangebot auf die Beine, um die Geflüchteten in ihrer Mitte aufzunehmen; auch ein Begegnungscafé zählte dazu. Er begann, Fußball zu spielen – ein Angebot des Arbeitskreises Asyl. Die engen Freundschaften, die dabei entstanden, pflegt er bis heute. In seinem Heimatland hatte der Eritreer den Realschulabschluss gemacht, der in Deutschland nicht anerkannt wurde. Dennoch begann er schon sieben Monate nach seiner Flucht eine zweijährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer, die sich speziell an Migrantinnen und Migranten richtet und eine intensive Deutschförderung umfasst. Seine Abschlussnote: 1,2. Ein Jahr später schloss er auch die Ausbildung zum examinierten Altenpfleger ab. Bevor er vor einem dreiviertel Jahr die Stelle als Integrationsmanager annahm, war er in einer Pflegeeinrichtung tätig. 

Akzeptanz von Geflüchteten geringer als früher

Es müssten viele Faktoren zusammenkommen, damit Integration gelingt, ist Mohammed Hassan Farg überzeugt. Die Willkommenskultur, die er selbst erfuhr, gehöre dazu, aber auch die individuelle Leistungsbereitschaft. „Deutschland ist eine Leistungsgesellschaft – man muss was tun, um hier anzukommen. Das vermittle ich meinen Klienten ganz klar.“ Als der junge Mann 2015 aus Eritrea flüchtete, wo seine Familie aus politischen Gründen verfolgt wurde, wie er erzählt, sei sein Ziel Schweden gewesen. Dass es ihn stattdessen nach Deutschland verschlug, „ist das Beste, was mir passieren konnte“, sagt er. „In kaum einem anderen Land der Welt erhält man solche Möglichkeiten. Hier hat jeder Geflüchtete eine Chance, wenn er oder sie ein Ziel vor Augen hat.“ 

Autorin: Ulla Hanselmann