Schwerkranken und Sterbenden Raum geben
Mit dem Cicely-Saunders-Zimmer im Seniorenzentrum Altbach steht Schwerkranken und Sterbenden für eine begrenzte Zeit ein Akutzimmer zur Verfügung.
Cicely Saunders gilt als Pionierin der Hospizbewegung und der Palliativmedizin. Die Engländerin war Krankenschwester, Ärztin und Sozialarbeiterin und lebte von 1918 bis 2005. 1967 gründete sie in London das erste stationäre Hospiz und entwickelte ein ganzheitliches Konzept der Sterbebegleitung und Palliativpflege. Seit Mai 2021 trägt eines der 60 Pflegezimmer des Seniorenzentrums Altbach bei Plochingen ihren Namen. Der Raum verfügt über einige Besonderheiten: So steht ein ausziehbarer Schlafsessel bereit, es gibt einen TV-Flachbildschirm und ein Telefon. Drei aus warmen Farben und abstrakten Motiven komponierte Kunstwerke zieren die Wände. Das 17,5 Quadratmeter große sogenannte Akutzimmer steht Schwerkranken und Sterbenden sowie Menschen in einer Notsituation für eine begrenzte Zeit zur Verfügung. Bürgerinnen und Bürgern aus Altbach und der näheren Umgebung können den Raum in Anspruch nehmen.
Hospizgruppe gab den Anstoß
„Der Name Cicely Saunders beinhaltet all das, was uns ein Anliegen ist“, begründet Klaus Hillius, Koordinator der Hospizgruppe Deizisau und Altbach mit Johanniterstift Plochingen, die Wahl des Zimmernamens. Die Hospizgruppe gab den Anstoß für die Einrichtung eines solchen Angebots in Altbach und gewann die BruderhausDiakonie als Trägerin des Seniorenzentrums sowie die Gemeinden Altbach und Deizisau als Kooperationspartner. „Dieser Schulterschluss der Beteiligten stellt einen großen Mehrwert für alle Bürgerinnen und Bürger Altbachs dar“, sagt Koordinator Klaus Hillius. Die Hospizgruppe hat das Modellprojekt maßgeblich entwickelt. Markus Bartl, Fachbereichsleiter Altenhilfe Region Stuttgart der BruderhausDiakonie, ergänzt: „Mit dem Cicely-Saunders-Zimmer gelingt es uns, Angehörige zu entlasten und die zu Pflegenden gut zu versorgen.“ Dass das Akutzimmer auch in Altbach ein Bedürfnis deckt, belegt die Statistik: 2023 wurde es vierzehn Mal bezogen, an 226 von 365 Tagen war der Raum belegt.
In einer Notsituation als Überbrückung gedacht
„Unser Akutzimmer kann in hospizlichen, palliativen oder anderweitigen Notsituationen zur Überbrückung belegt werden, bis andere Lösungen gefunden sind“, erklärt Verena Wilke, Leiterin des Seniorenzentrums Altbach. Etwa, wenn eine Ehefrau, die ihren schwerkranken Ehemann pflegt, selbst ins Krankenhaus muss. Klaus Hillius: „Auch wenn pflegende Angehörige an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen oder sich der Zustand eines häuslich versorgten Patienten plötzlich verschlechtert, ist eine Notsituation gegeben.“ Oft werde auch dringend ein Pflegezimmer gebraucht, welches aber auf dem üblichen Weg nicht so schnell bereitstehe. Und bei Sterbenden, die von den Krankenhäusern nach Hause entlassen werden, gelingt es oft nicht, umgehend ambulante Dienste oder einen Hospizplatz zu organisieren – in solchen Situationen schafft das Akutzimmer ebenfalls Abhilfe. Bei der Belegung, die von der Hospizgruppe koordiniert wird, agieren das Seniorenzentrum und die Hospizgruppe „schnell und unbürokratisch“, wie Wilke und Hillius betonen: „Nicht alle Dokumente müssen sofort vorliegen.“
Sterbende Patienten ganzheitlich begleiten
Um die Unterbringung zu finanzieren, können Betroffene oder deren Angehörige bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kurzzeitpflege ohne Pflegegrad stellen. Ist ein Pflegegrad vorhanden, läuft der Antrag über die Pflegekasse. Die Kosten bei Leerstand teilen sich zu je einem Viertel der Förderverein der Hospizgruppe, die BruderhausDiakonie sowie die Gemeinden Altbach und Deizisau. Bei der Versorgung der Bewohner des Cicely-Saunders-Zimmers arbeiten die Pflegekräfte des Seniorenzentrums und die Ehrenamtlichen der Hospizgruppe Hand in Hand: Von diesem intensiven Austausch profitierten alle Beteiligten, sagt Markus Bartl. Dies gelte insbesondere, wenn es um die letzte Lebensphase eines Menschen gehe und die Hospizgruppe Sterbebegleitung leistet. "Pflege und emotionale Begleitung wirken so zusammen“, sagt Janina Kemmer, Pflegedienstleiterin des Seniorenzentrums. Dadurch ist es uns möglich, den sterbenden Patienten ganzheitlich zu begleiten und ihm Würde und Geborgenheit zu geben.
Autorin: Ulla Hanselmann
Foto im Detail:
Klaus Hillius, Koordinator der Hospizgruppe Deizisau und Altbach mit Johanniterstift Plochingen, Verena Wilke, Leiterin des Seniorenzentrums, und Janina Kemmer, Pflegedienstleiterin des Seniorenzentrums (von links).
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