Der Unterricht gehört zum Klinikalltag einfach dazu

In der Klinikschule im Göppinger Klinikum Christophsbad unterstützen Lehrkräfte der BruderhausDiakonie psychisch belastete Jungen und Mädchen.
Erstklässler, Werkrealschüler und Gymnasiasten: In der Klinikschule der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJPP) des Klinikums Christophsbad drücken alle gemeinsam die Schulbank. Die seit 2010 bestehende Einrichtung wird von der BruderhausDiakonie in Kooperation mit dem Christophsbad getragen. In dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt „Schüler in längerer Krankenhausbehandlung“ (SilK) werden bis zu 32 Kinder und Jugendliche beschult, die im Christophsbad stationär oder teilstationär behandelt werden. Das Spektrum der Krankheitsbilder reicht von der Angsterkrankung über die Depression bis zur Persönlichkeitsentwicklungsstörung. Einen Schwerpunkt bildet Schulabsentismus – die Betroffenen gehen aufgrund psychischer Belastungen über einen längeren Zeitraum nicht mehr zur Schule.
Schulangebot unterstützt Therapieprozess
„Bei uns ist keine Unterrichtsstunde wie die andere“, sagt Michael Schubert, Leiter der Klinikschule. Der Unterricht findet in kleinen Lerngruppen mit bis zu fünf Jungen und Mädchen statt, wobei Altersstufen und Schularten kombiniert werden. „Unsere Schülerinnen und Schüler sind immer zugleich Patientinnen und Patienten. Ziel ist es, mit unserem individualisierten Schulangebot den Therapieprozess zu unterstützen“, beschreibt die stellvertretende Schulleiterin Anne-Christin Willmann. Dabei stimmen sich die acht Lehrkräfte und Sonderpädagogen eng mit dem Therapieteam der KJPP ab. Die Klinikschule kooperiert zudem mit den Stammschulen der Patienten. Auch die Eltern werden einbezogen und sind unter anderem dafür verantwortlich, das jeweilige Unterrichtsmaterial zu besorgen. Im Unterricht steht die Wissensvermittlung nicht zwingend im Vordergrund. Vor allem gehe es darum, einen positiven Zugang zu Schule und Unterricht zu finden und schulische Perspektiven für die Jugendlichen aufzuzeigen und anzubahnen, sagt Michael Schubert.
Therapiebegleithunde sind Türöffner
Fester Bestandteil der Klinikschule sind Sue und Schiller. Die Therapiebegleithunde fördern die sozialen Kompetenzen der Kinder, lindern Stress und Ängste. „Die Hunde sind Türöffner und Motivationsfaktor“, sagt Anne-Christin Willmann. Was sie damit meint, schildert sie am Beispiel eines 15-jährigen Jungen, der massiv unter Schulangst litt. Während seines stationären Aufenthalts in der KJPP ging die Sonderpädagogin zunächst mit dem Jugendlichen und Sue im Park spazieren und zeigte dem 15-Jährigen verschiedene Tricks mit dem Hund. Schließlich wagte er es, begleitet von der Golden-Retriever-Dame, die Klinikschule zu betreten. Im Unterricht kommen die Hunde auf unterschiedliche Weise zum Einsatz. So kann Sue auf Kommando einen mit Bildern versehenen Holzwürfel mit der Schnauze zum Kullern bringen – zur Belohnung gibt es ein Leckerli. Die Jugendlichen spinnen aus den Bildern eine Geschichte.
Hilfe beim Übergang in die Regelschule
Naht das Ende des Klinikaufenthalts, steht die Rückführung an die Regelschule im Mittelpunkt. Bei Schulversuchen begleitet eine Lehrkraft die Schüler, bereitet sie intensiv auf die stundenweisen Schulbesuche vor und bespricht, wie sie ihre Krankheitsgeschichten in der neuen Klasse thematisieren. Die Klinikschule übernimmt somit auch das nachstationäre schulische Wiedereingliederungsmanagement und steht dabei Patienten, Eltern und Lehrern beratend zur Seite. Im Falle des 15-Jährigen ist der Übergang zur Regelschule gelungen – er geht nun wieder jeden Tag in die Schule.
Autorin: UIla Hanselmann
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