Kurz vor 16 Uhr am Mittwochnachmittag macht sich Ben Schmitt von einer Wohngruppe der Oberlin-Jugendhilfe in Reutlingen auf den Weg zur Oberlinturnhalle der BruderhausDiakonie. Noch vor der Halle trifft er weitere Jugendliche, die wie er zum Training der Capoeirista-Gruppe der Oberlin-Jugendhilfe gehen. Schnell ziehen sie sich um und laufen in den Trainingsraum. Dort begrüßt Marcos Cesar Silva, Trainer der Gruppe, jeden persönlich und fragt in die Runde: „Wie geht es euch heute? Alles in Ordnung? Ja? Dann lasst uns anfangen.“ Und schon geht es los.

Verantwortung wie ein Erwachsener übernehmen

„Wir haben 19 Jungen und Mädchen ganz unterschiedlichen Alters, die hierher kommen. Es ist eine bunte Mischung“, erzählt Christoph Michel, Diplom-Sozialpsychologe bei der Oberlin-Jugendhilfe der BruderhausDiakonie. Einer, der schon lange trainiert, ist Ben Schmitt. Obwohl er erst zwölf Jahre alt ist, übernimmt er in der Capoeira-Gruppe Verantwortung wie ein Erwachsener. Zum Beispiel wenn Marcos Cesar Silva Formationen zeigt und dazu einen Partner braucht. 

Anfänger lernen von den Geübteren

Damit alle von der Stunde profitieren, dirigiert Silva die Anfänger nach hinten. So können sie die Geübten am besten beobachten und die Choreografien selbst umsetzen. Marcos Cesar Silva achtet darauf, dass alle mitmachen und gibt Tipps, welche Bewegungen sie verbessern können. „So, jetzt trinken wir erst mal alle was“, ruft Silva. Nach der kleinen Erholungspause werden die Übungsabfolgen länger und die Choreografien komplexer.

Training zahlt sich aus

„Ben, komm mal nach vorn“, fordert Marcos Cesar Silva den 12-Jährigen auf. Bei den folgenden Übungen übernimmt der Junge die Rolle des Übungspartners. Akrobatisch zeigt er zusammen mit seinem Trainer, was Capoeira bedeutet: Konzentration, Fokussierung und Kontrolle über den ganzen Körper. Dass er die Kernelemente dieser Sportart schon ganz gut beherrscht, zeigte Ben Schmitt bei einem Wettkampf: In seiner Altersklasse belegte er den dritten Platz. Dieser Erfolg hat den 12-Jährigen zusätzlich motiviert. „Ich will mich unbedingt weiterentwickeln und noch viel besser werden“, erzählt Ben Schmitt in einer Trainingspause. „Deshalb gehe ich zweimal die Woche zum Training und trainiere auch bei den Großen mit.“ 

*Name redaktionell geändert

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