Fahrrad- und Metallwerkstatt Reutlingen

Die Renner sind Gustav W. und der kleine Willy

Ein Mann präsentiert ein rotes Lastenrad vor der Fahrradwerkstatt.
Anleiter Olaf Fraenkel präsentiert den kleinen Willy vor der Fahrradwerkstatt.

Sie benötigen ein Lastenrad oder ein neues Rad für die Arbeit oder Freizeit? Die Reutlinger Fahrrad- und Metallwerkstatt bietet hochwertige Produkte.

Leise Rap-Musik ist zu hören, Räder und Reifen hängen von der Decke: In der Reutlinger Fahrrad- und Metallwerkstatt der BruderhausDiakonie in der Tübinger Straße herrscht auch an diesen heißen Tagen Ende Juli 2024 eine lockere Atmosphäre. In Rot und Blau leuchten die beiden Herzstücke der Fahrradprodukt-Palette: die Lastenräder Gustav W. und der kleine Willy, dem neuesten Produkt der Fahrradwerkstatt. Leicht und wendig, mit einer Holzkiste vorn, in die locker ein Wocheneinkauf passt, ist der kleine Willi ein ideales Rad für den Alltagsgebrauch. Auf dem hinteren Gepäckträger können weitere 25 Kilogramm transportiert werden. Das große Lastenrad, Gustav W., ist ein kleiner Lkw auf drei Rädern. Seine Kiste kann mit 200 Kilo beladen werden: Dünger fürs Feld, Äpfel für den Markt oder Gemüsekisten für Kunden. Gustav W. dient als Fahrzeug für Liefer- und Kurierdienste, als Transportrad in Industriehallen, als Werbeträger auf Messen oder als Blickfang für Marketing-Kampagnen.

Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Die Idee zu Gustav W. entstand vor knapp 40 Jahren. 1986 entwickelt, war es eines der ersten Lastenräder in der Bundesrepublik und blieb bis heute fast unverändert. Der kleine Willy, designt von Werkstatt-Anleiter Mark Jahn, kam vor einem Jahr auf den Markt. Von der Kiste über den Rahmen und dessen Pulverbeschichtung sind alle Produktionsprozesse möglichst lokal in und um Reutlingen angesiedelt. Rund acht große Lastenräder lässt die BruderhausDiakonie jährlich herstellen. Mehr Montagen sind kaum möglich, da von der Produktion bis zur Vermarktung alles in einer Hand liegt. Das sei ein nicht unerheblicher Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit, sagt Olaf Fraenkel, Förderlehrer und Anleiter in der Metallwerkstatt. Darauf sind die Mitarbeiter der Reutlinger Fahrradwerkstatt stolz, ohne viel Aufhebens davon zu machen. 

Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland

„Der kleine Willy ist für 3990 Euro zu haben, der große Gustav W. für rund 5600 bis 6300 Euro, je nach Ausführung“, berichtet Olaf Fraenkel. Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland nähmen für die Qualität bis zu zwölf Wochen Wartezeit in Kauf. Zu ihnen gehören ein Grünen-Ortsverband ebenso wie ein Dorfladen. Aber auch Privatpersonen, gerade auch aus Tübingen, orderten die Cargo-Bikes mit Elektromotor. Neben den Produkten steht laut Fraenkel die Ausbildung in der Fahrrad- und Metallwerkstatt im Vordergrund. Dafür arbeiteten Anleiter, Sozialpädagogin, Ausbildungsverbund, Berufsschule und Arbeitsagentur eng zusammen. Dem Handwerk fehlt der Nachwuchs. „Aber wer etwas kann, der kriegt gute Jobs“, betont Fraenkel. 

Berufliche Perspektive für junge Menschen

Elf Auszubildende sind derzeit in der Fahrradwerkstatt und in der Metallwerkstatt beschäftigt. Sie machen eine dreijährige Ausbildung zum Fahrradmonteur oder eine 3,5-jährige Ausbildung zum Fachpraktiker für Metallbau. Uroš Milicevic hat sich nach einem Praktikum in der Fahrradwerkstatt und seinem Hauptschulabschluss an der Wilhelm-Maybach-Schule im vergangenen Herbst in der Fahrradwerkstatt beworben. Die Agentur für Arbeit finanziert im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme seine Berufsausbildung. „Jeder Tag ist anders“, meint der 17-Jährige, während er die Gangschaltung für eine Kundin, die in der Werkstatt wartet, einstellt. Vier Tage in der Woche arbeitet Uroš Milicevic in Reutlingen, einmal in der Woche fährt er zur Berufsschule nach Waiblingen. „Wenn die Auszubildenden etwas lernen wollen, haben sie hier alle Möglichkeiten und können im Leben viel erreichen“, sagt Anleiter Olaf Fraenkel. 

Das Fahrrad boomt, die Auftragslage ist gut

Trotz hoher Anforderungen haben in den vergangenen Jahren fast alle Auszubildenden, die in der Fahrrad- und Metallwerkstatt der BruderhausDiakonie ihre Lehre gemacht haben, den Abschluss geschafft und wurden im Reutlinger Umkreis vermittelt. Hans Goller, Anleiter in der Fahrradwerkstatt, sieht eine „tolle Zukunft für Fahrradmonteure“. Die Werkstatt biete lernbeeinträchtigten oder sozial benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine gute berufliche Qualifizierung und damit Perspektiven. „Das Fahrrad boomt, die Auftragslage ist gut, wir haben eine 100-prozentige Vermittlung“, bekräftigt er. Und der Verdienst eines Fahrradmonteurs oder -verkäufers könne sich sehen lassen.

Autorin: Marianne Mösle

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