Preisgekrönte Outsider Art im Living Museum Alb

Acht Kunstschaffende aus vier Ateliers zeigen in Edition 3 ihre Werke. Zur Vernissage kamen rund 90 Kunstinteressierte nach Münsingen-Buttenhausen.
Das Motto der Ausstellung Edition 3 ist „Künstler*innen aus befreundeten Ateliers zu Gast im Living Museum Alb“. Beteiligt sind das Mariaberger Atelier 5, das Atelier Grafeneck der Samariterstiftung, das KreativWerk Höfingen vom Atrio Leonberg sowie die Kreative Werkstatt der Diakonie Stetten. Kuratorin und Museumsleiterin Sarah Boger bedankte sich bei den Kunstschaffenden, deren Assistenzen und ihrem Team für die besondere Ausstellung, die das Netzwerk der Outsider Art Ateliers feiert. „Wir haben hier diese schönen Räume und wollten mit dieser Ausstellung anderen Künstlerinnen und Künstlern mit Assistenzbedarf die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten hier auszustellen", sagte sie bei der Begrüßung am 6. März 2025. „Für unsere Klientinnen und Klienten ist es inspirierend, diese andere Art von Kunst zu sehen.“ Das Living Museum Alb verzeichnete vergangenes Jahr rund 1.600 Besucherinnen und Besucher, welche die ganze Bandbreite der „Art Brut“, Kunst von Autodidakten, aber auch von akademisch gebildeten Künstlerinnen und Künstlern erlebten. Kunsttherapeutin Anika Hellstern vom Atelier 5 des Mariaberg e.V. freute sich über die langjährige Kooperation mit dem Living Museum: „Es ist eine große Ehre für uns, hier als befreundetes Atelier ausstellen zu dürfen.“
Täuschend echtes Keyboard als Kunstobjekt
Stefan Häfner aus der Kreativen Werkstatt Stetten bezieht die Inspiration für seine großformatigen, farbenfrohen Gemälde mit Tieren und Menschen aus Büchern und Filmen. Er malt mit Ölkreide auf Papier. Die Pappskulpturen von Fabian Nacarkahja (Atelier 5) imitieren detailversessen technische Objekte. „Seine Werke entstehen im Prozess, die Inspiration dafür findet er in den Materialien“, beschreibt Boger die Arbeiten. Silke Bauer aus Tübingen umrahmte die Vernissage musikalisch. Sie ließ sich von einer seiner Skulpturen täuschen: „Ich dachte zuerst, ich hätte mein Keyboard umsonst mitgeschleppt, wenn doch hier im Raum schon eines bereitsteht.“
Kuscheltiere schauen aus Einmachgläsern
Annemarie Rathwallner vom Atelier Grafeneck zeigt eine fotorealistische Bildserie von Kuscheltieren, die in Einmachgläser gestopft sind. Die Kuscheltiere findet die studierte Künstlerin auf Flohmärkten und präpariert sie für ihre außergewöhnlichen Stillleben, die sie bis zur letzten Reflektion detailgetreu mit dem Pinsel abbildet. Künstlerisch lebt sich Annemarie Rathwallner auch an der Nähmaschine aus: Sie bestickt Stuhlkissen mit Groschenroman-Covern und feinsinnig humorvollen Sprüchen.
Eine Welt, in der Gutes und Schönes zuhause ist
Die farbenfrohen Bilder von Petra Griesert vom KreativWerk Höfingen sind Teil ihrer Muppchenwelt, erläuterte Sarah Boger. „Einer Welt, in der alles Schöne und Gute ein Zuhause findet.“ Marco Schmitts (Atelier 5) aktuelle Leidenschaft gilt Terrassentüren, die er wieder und wieder in seinen Kleinformaten zeichnerisch prägnant abbildet und deren Fensterchen er stets mit neuem Leben füllt: mit Murmeln, Lebensmitteln oder Wetterlagen. „Sie finden, dass die Terrassentür die schönste Tür ist, die es gibt. Stimmt das?“, fragte Sarah Boger den Künstler. Die Antwort ist ein klares Ja. Sehr zum Entzücken Schmitts haben die Ausstellungsräume des Living Museum Alb zwei Terrassentüren.
Kunst, die Erlebtes reflektiert
Der Fokus von Rolf Waldvogel vom KreativWerk Höfingen, dessen Arbeiten schon für den euward (Europäischer Kunstpreis für Malerei und Grafik im Kontext geistiger Behinderung) nominiert waren, liegt auf Ordnung und Symmetrie. „Er ist ein Mann der Präzision, der seine geometrisch exakten und repetitiven Muster mit Lineal und Schablonen farbenstark gestaltet", erläuterte Sarah Boger. Deniz Aras von der Kreativen Werkstatt Stetten ist ein sehr genauer Beobachter seiner Umwelt. In seinen Bildern mit Erzählcharakter kombiniert er Figuren in Bedeutungsperspektive mit Text in seiner besonderen Handschrift und reflektiert damit Erlebtes.
Zeichnungen zum Schmunzeln und Nachdenken
Jeremy Matona vom Mariaberger Atelier 5 unterscheidet nicht zwischen Schrift und Bild. „Alles, was Spaß macht, ist in der Kunst erlaubt“, sagt die Kuratorin zu den Zeichnungen des Newcomers. Diese entstehen in rascher Sequenz und regten spotlightartig zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken über Alltägliches an.
Die Ausstellung Edition 3 im Living Museum Alb ist von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 11.30 Uhr und von 13 Uhr bis 15.30 Uhr zu sehen. Für Gruppen wird um eine vorherige Anmeldung gebeten bei Sarah Boger unter der Telefonnummer 07383 943 218.
Text: Alina Veit
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