Der baden-württembergische Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manfred Lucha, machte auf seiner Sommertour am 5. August 2024 im Seniorenzentrum Gustav-Werner-Stift in Friedrichshafen Station, begleitet vom Landrat des Bodenseekreises, Luca Wilhelm Prayon, sowie dem Geschäftsbereichsleiter der AOK Bodensee-Oberschwaben, Frank Kramer. Im Zentrum des Austauschs stand die Therapeutische Pflege (TEPF). Das mit Mitteln aus dem Innovationsprogramm Pflege des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg geförderte Projekt wird seit Ende 2023 im Gustav-Werner-Stift in der Praxis erprobt. Das Seniorenzentrum hat für das Projekt einen eigenen TEPF-Wohnbereich und einen modernen, seniorengerechten Therapieraum mit Sport- und Fitnessgeräten eingerichtet. Das Ziel ist, Pflegebedürftige wieder für ein selbstständiges Leben fit zu machen. 

Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit trainieren

„TEPF ist für Menschen gedacht, die bislang selbstständig gelebt haben und plötzlich, bedingt durch einen Unfall, eine Krankheit oder eine Verletzung, auf fachliche Hilfe angewiesen sind”, erklärte Tobias Günther, Fachbereichsleitung Altenhilfe Region Bodensee-Oberschwaben der BruderhausDiakonie. „TEPF schließt eine Lücke zwischen stationärem Krankenhausaufenthalt und Pflegeheim, wenn Patienten nicht sofort wieder allein zuhause zurechtkommen.” Im Rahmen des Angebots trainieren Seniorinnen und Senioren Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit auf der Basis individueller Behandlungspläne. „Mit positiver Resonanz“, sagt Günther. Bei fast allen Teilnehmenden habe sich ihr Zustand deutlich verbessert. „Sie können ihr Leben wieder selbstbestimmter gestalten.” Das befördere auch die psychische Gesundheit. Einige Teilnehmenden der TEPF konnten in ihr Zuhause zurückkehren und werden ambulant weiterbetreut. 

Lucha: Projekte wie Ihres sind für uns sehr wichtig 

Minister Manfred Lucha zeigte sich beeindruckt. „Wir brauchen mehr alternative Ansätze zur klassischen Kurzzeitpflege”, sagte er. „Ihr Projekt Therapeutische Pflege ist ein hervorragendes Beispiel dafür.” Es vernetze gezielt Akteurinnen und Akteure und es erweitere das Unterstützungsnetz der häuslichen Pflege. „Projekte wie Ihres sind für uns sehr wichtig und wertvoll, um auch auf Bundesebene die dringend benötigte Weiterentwicklung der Kurzzeitpflege voranzubringen.“  

Seniorinnen und Senioren präventiv unterstützen

Dr. Tobias Staib, Vorstandsvorsitzender und Fachlicher Vorstand der BruderhausDiakonie wies auf den begrenzten Förderzeitraum bis Ende 2024 hin und betonte: „Unsere Erfahrungen mit TEPF im Projektzeitraum sind sehr gut. Hier liegt eine große Chance, Menschen rehabilitativ und somit präventiv bei der Vermeidung von stationären Langzeitaufenthalten zu unterstützen.” Leider sei der Projektzeitraum zu begrenzt, um langfristige Erfahrungen sammeln zu können. „Hierfür bräuchte es zum einen eine Verlängerung des Förderzeitraums und zum anderen Konzepte, die TEPF in Regelstrukturen zu überführen.” Günther ergänzte, dass eine Verlängerung des Projekts um zwei Jahre nötig sei, um weitere Daten zu erheben und mit Kostenträgern eine Lösung für eine Regelfinanzierung auszuhandeln. Zudem denkt er das Projekt weiter: Mit rehabilitierender Tages- und ambulanter Pflege könnten Klientinnen und Klienten, die wieder in häuslicher Umgebung leben, weiter therapeutische Angebote erhalten. „Genau das braucht es”, sagt Günther, „wenn wir mehr ambulante Versorgung in der Altenpflege wollen.”