„Tue Gutes und rede darüber.“ Dies sei das Motto seiner Sommertour, eröffnete Manfred Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, seinen Besuch am 16. August 2023 im Rathaus von Wolfschlugen im Landkreis Esslingen. Lucha informierte sich dort über das vom Sozialministerium finanzierte dreijährige Modellprojekt „Teil haben – Teil sein in Wolfschlugen“. Ziel ist, traumatisierten geflüchteten Menschen niederschwellige psychosoziale Unterstützung anzubieten. „Wenn Traumata nicht verarbeitet werden, gehen Chancen verloren“, erklärten die Integrationsmanagerinnen Corinna Dennis und Ute Holder vom Fachdienst Jugend, Bildung, Migration der BruderhausDiakonie.

Traumasensible Arbeit vor Ort

Seit 2015 berät ein Team des Fachdiensts Menschen mit Fluchthintergrund in der Gemeinde und fördert deren Integration in Beruf und Gesellschaft. In Wolfschlugen leben derzeit 54 Menschen aus der Ukraine und 37 Menschen aus anderen Ländern in Flüchtlingsunterkünften und Wohnungen. In dem Modellprojekt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit 2022 zusätzliche Ressourcen, um eine traumasensible Arbeit vor Ort aufzubauen, betroffene Personen angemessen zu begleiten und Netzwerke zu knüpfen. „Das Wichtigste, was diese Menschen brauchen, ist innere und äußere Sicherheit“, sagte Corinna Dennis im Gespräch mit Minister Lucha und Wolfschlugens Bürgermeister Matthias Ruckh.

Zeit, um Vertrauen aufzubauen

„Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflüchtet sind und Schreckliches erlebt haben, müssen engmaschig begleitet werden“, weiß Ute Holder aus ihrer Arbeit. Menschen mit Traumata wirkten manchmal wie gefangen in einer anderen Welt, litten unter Ängsten, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen sowie unter körperlichen Schmerzen. Die psychischen Probleme sind eine normale Reaktion auf extreme Erlebnisse, erklärte Projektleiterin Corinna Dennis. Das könnten bei politisch Verfolgten Folter- und Gewalterfahrungen in Gefängnissen sein. Bei traumatisierten Geflüchteten brauche es Zeit, bis diese Vertrauen fassten und ihr erzählten, dass sie etwa ihre gesamte Familie verloren haben oder auf der Flucht missbraucht wurden. Sobald eine Vertrauensbasis aufgebaut sei, beginne die konkrete Unterstützung bei Behördengängen, der Wohnungssuche, beim Deutschlernen sowie bei der Suche nach einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Mit Geflüchteten, die weder Englisch noch Deutsch sprechen, verständigen sich die Integrationsmanagerinnen mittels Internet-Übersetzungsdiensten.

Integrationsarbeit stärkt Zusammenhalt im Ort

Holder und Dennis sind beide im Umgang mit psychisch erkrankten Geflüchteten geschult. Daneben haben sie Kontakte zu psychologischen Beratungsstellen, Ärzten und Therapeuten geknüpft, an die sie traumatisierte Menschen bei Bedarf überleiten können. Das sei allerdings gar nicht so einfach, führt Dennis aus: „Oft lehnen junge Menschen aus afrikanischen oder arabischen Kulturkreisen psychologische Unterstützung ab. Sie sprechen von Anspannung, Stress und Nervosität, wollen zunächst nicht wahrhaben, dass sie psychisch belastet sind.“ Bürgermeister Matthias Ruckh dankte den beiden Integrationsmanagerinnen für ihre engagierte und kompetente Integrationsarbeit in Wolfschlugen, die wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im Ort beitrage. Integration sei eine Daueraufgabe, sagte Ruckh und richtete einen Wunsch an den Sozialminister: eine kontinuierliche finanzielle Unterstützung des Landes, um diese soziale Arbeit sicherzustellen.

Foto im Detail: von links Ute Holder, Integrationsmanagerin, Ingrid Gunzenhauser, Fachbereichsleiterin Jugendhilfe BruderhausDiakonie Region Stuttgart, Corinna Dennis, Integrationsmanagerin, Manfred Lucha, Sozialminister Baden-Württemberg, Matthias Ruckh, Bürgermeister Wolfschlugen, Ulrike Haas, Leiterin Geschäftsfeld Jugendhilfe BruderhausDiakonie, Brigitte Ziegler, Leiterin des Amtes Soziale Dienste und Finanzen