Neugierig schauen die vier Esel und das Pony den Besuchern in Buttenhausen entgegen. Routiniert öffnen Anna Huber* und Marie Miller* das Gatter und mischen sich unter die Tiere. Hier ein Stupser, dort ein Beschnuppern. Esel und Pony suchen den Kontakt. „Die Tiere merken gleich, wie ich drauf bin“, erzählt Anna Huber. Auch Jasmin Schmitt, Heilerziehungspflegerin und Reittherapeutin bei der BruderhausDiakonie, erkennt anhand der Reaktion von Esel und Pony, wie es den Klientinnen geht. „Die Tiere spiegeln die Emotionen“, sagt sie. Diese nonverbale Kommunikation übersetzt die Therapeutin in Worte und kommt so mit den Klientinnen und Klienten ins Gespräch. 

Esel und Pony sind gute Zuhörer

Während Anna Huber und Marie Miller das Fell der Tiere bürsten und die Hufe auskratzen, erklärt Jasmin Schmitt das Konzept hinter der Tiergestützten Pädagogik. Die Gegenwart der Tiere beruhigt Klientinnen und Klienten. Ursächlich dafür ist ein Anstieg des Hormons Oxytocin, dem sogenannten Kuschelhormon, das laut Studien die soziale Bindungsfähigkeit erhöht und Ängste reduziert. Selbst Menschen, die Körperkontakt als unangenehm empfinden, können die Nähe der Tiere genießen. Esel und Pony sind auch gute Zuhörer. Sie bewerten nicht, sind vorurteilsfrei und behalten das Gesagte für sich. 

Selbstsicherheit und Vertrauen zurückgewinnen

Fell und Hufe sind sauber, da zeigt Marie Miller, dass sie das Pony ohne Halfter führen kann, nur durch ihre Körpersprache. „Klientinnen und Klienten wachsen im Umgang mit den Tieren über sich hinaus“, berichtet Schmitt. Anna Huber gelang es, einen Esel, der vor einer Holzbrücke zurückschreckte, hinüberzuführen. „In dieser Situation erlebte die Klientin Selbstwirksamkeit.“ Das gebe ihr Selbstsicherheit und Vertrauen. Anna Huber und Marie Miller arbeiten einmal in der Woche mit Eseln und Pony. Schmitt hat dann meist ein Programm vorbereitet: Zirkusübungen, Eselmemory, Gefühlskarten, einfach nur die Esel beobachten oder mit ihnen spazieren gehen. 

Morgendliches Stallmisten erleichtert das Aufstehen

Für die regelmäßige Versorgung der Esel und des Ponys ist die Stallgruppe verantwortlich. Die Klientinnen und Klienten misten jeden Morgen den Stall, füttern die Tiere und schauen nach deren Gesundheitszustand. „Diese feste Aufgabe erleichtert manchem morgens das Aufstehen“, sagt Schmitt. Das Tier wird zur Bezugsperson. In der Gruppe zusammenzuarbeiten, erhöht die Sozialkompetenz. Durch die tägliche Beschäftigung mit den Tieren werden Klientinnen und Klienten zu Expertinnen und Experten, die ihre Erfahrung gern an (Zaun-)Gäste weitergeben. Die Tiergestützte Pädagogik gehört zum Naturatelier des Living Museum Alb der BruderhausDiakonie. 

* Name von der Redaktion geändert 

Tiergestützte Pädagogik bietet die BruderhausDiakonie auch auf den Bioland-Höfen Gaisbühl in Reutlingen und Bleiche in Bad Urach an. Auf dem Gaisbühl können Kindergartengruppen und Schulklassen einen Spaziergang mit Tieren buchen. Therapiebegleithunde sind in der Jugendhilfe in Deggingen und in der Reutlinger Oberlinschule im Einsatz. In der Ludwig-Haap-Schule in Calw und im Jugendhilfeverbund Kinderheim Roth in Loßburg unterstützt therapeutisches Reiten die Kinder und Jugendlichen. 

Bitte unterstützen Sie die tiergestützte Arbeit!

Die BruderhausDiakonie benötigt für die Tierhaltung die Unterstützung von Spenderinnen und Spendern. Denn wir erhalten für Futter, Ställe, Zäune oder Tierarztbesuche keine öffentlichen Mittel. Wenn Sie wie wir vom pädagogischen Konzept und der positiven Wirkung tiergestützter Hilfen überzeugt sind, können Sie diese Arbeit zum Beispiel mit einer Tierpatenschaft für eines unserer Alpakas oder Schafe auf dem Hofgut Gaisbühl in Reutlingen fördern. Vielen DANK!