Randle McMurphy täuscht eine psychische Erkrankung vor, um nicht ins Gefängnis gehen zu müssen. Stattdessen lässt er sich in eine psychiatrische Klinik einweisen. Dort ermuntert er die Patienten, sich gegen die strengen Regeln zu wehren und wieder Lebensfreude zu spüren. Das Theaterstück „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Dale Wasserman, in Anlehnung an den gleichnamigen Roman von Ken Kesey, regt zum Nachdenken über Norm und Normalität, Menschlichkeit sowie Individualität und Freiheit an. Das Besondere an der Inszenierung des Theaters Reutlingen Die Tonne unter der Regie von Enrico Urbanek: Die Charaktere werden von Darstellerinnen und Darstellern mit und ohne Behinderung gespielt – dazu gehören auch Beschäftigte der BruderhausDiakonie-Werkstätten. Das inklusive Ensemble ist eine Kooperation der BruderhausDiakonie, der Habila GmbH Rappertshofen Reutlingen, BAFF (Bildung, Aktion, Freizeit, Feste), der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und dem Theater Reutlingen Die Tonne. Das Stück wird vom 22. Dezember bis zum 9. Januar aufgeführt.

Körpersprache und Wortkunst vermitteln Authentizität

Die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugen durch ausdrucksstark vorgetragene Texte, ihre Körpersprache und eine hohe Authentizität, denn Menschen mit Handicap spielen Menschen mit Beeinträchtigungen: Einen  Indianerhäuptling, der seine Sprache verloren hat, einen stotternder und von seiner Mutter mit zu viel Liebe erdrückter Rollstuhlfahrer, ein Choleriker und ein Mann, der ständig Karten spielt. Der Hauptdarsteller Randle McMurphy versucht dieser unfreiwilligen und von der herzlosen und strengen Oberschwester Ratched gepeinigten Gemeinschaft ein Stück Hoffnung und Freude zu geben. Nach und nach beginnen die Patienten eigene Wünsche und Sehnsüchte zu äußern und leisten Widerstand gegen den rigiden Klinikalltag. Doch nach einer Party eskaliert die Situation. Billy Bibbit, der Rollstuhlfahrer, begeht Selbstmord und Randle McMurphy wird durch eine Operation ruhiggestellt. Ein Stück Hoffnung hinterlässt hingegen Häuptling Bromden. Er wagt die Flucht in die Freiheit.

Schlichte Kulisse und Videoprojektionen bilden eine bedrückende Atmosphäre

Mit der Inszenierung „Einer flog über das Kuckucksnest“ hat Regisseur Enrico Urbanek eine tragische Satire über den oft unmenschlichen und grausamen Alltag in psychiatrischen Kliniken in den 1960er Jahren auf die Bühne gebracht. Die bedrückende Grundstimmung des Stücks wird durch die schlichte Ausstattung der Bühne sowie Videoprojektionen und eingespielte Sprechszenen des Künstlerduos Sabine Weißinger und Friedrich Förster von Casa Magica aus Tübingen verstärkt.

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