Zentraler Standort

Stadtnah, optimal angebunden an den öffentlichen Nahverkehr, mit flexibel nutzbaren Räumen und der guten medialen Ausstattung einer Erwachsenen- bildungsstätte – so beschrieb Jens Christian Müller das Bildungshaus, das die Werkstätten der BruderhausDiakonie am Freitag mit einem Fachtag offiziell eröffnet haben. Der Leiter des Bereichs Berufliche Bildung und Soziale Dienste der Werkstätten erläuterte den über 100 Tagungsgästen, darunter auch einige Reutlinger Stadt- und Kreisräte, die Aufgaben dieser Einrichtung in der Gustav-Werner-Straße. Ähnlich wie in einer Berufsschule erhalten dort Menschen mit Behinderung den theoretischen Teil ihrer beruflichen Bildung. Die praktische Ausbildung absolvieren sie in den vielfältigen Arbeitsbereichen der Werkstätten oder auf betriebsintegrierten Arbeitsplätzen in Industrie-, Dienstleistungs- oder Handwerksbetrieben der Region.

Bildungswege führen auch auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

Dass die Werkstätten der BruderhausDiakonie mit ihrem Konzept einer solchen dualen beruflichen Bildung für Menschen mit Behinderung richtig liegen, bestätigten die Referenten der Veranstaltung: Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung in der baden-württembergischen Regionaldirektion der Arbeitsagentur, sowie Karl-Friedrich Ernst, Leiter des Integrationsamts beim baden-württembergischen Kommunalverband für Jugend und Soziales. Sie betonten, dass es immer wichtiger werde, Menschen mit Behinderung auch für eine Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. „Die Werkstätten haben daran einen großen Anteil“, sagte Karl-Friedrich Ernst. Und auch einigen Erfolg, wie Jens Christian Müller aufzeigte: In den vergangenen fünf Jahren haben die Werkstätten der BruderhausDiakonie 212-mal Beschäftigte auf betriebsintegrierte Praktikumsplätze in fast 170 Betrieben vermittelt. 24 Personen arbeiten mittlerweile in einem festen Arbeitsverhältnis auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Ein Beispiel ist der junge Patric Steimle, der dem Fachtagspublikum einen kurzen Einblick in sein bisheriges Arbeitsleben gab. Nach insgesamt elf Jahren in den Werkstätten mit mehreren längeren betriebsintegrierten Praktika hat er jetzt einen festen Arbeitsvertrag in einem Handelsbetrieb unterschrieben.

Duale Ausbildungsstruktur schafft gute Voraussetzungen

Damit solche Bildungs- und Berufswege möglich werden, müssen einige Erfolgsfaktoren zusammenkommen, erläuterte Jens Christian Müller: eine hohe Motivation und Anstrengungsbereitschaft beim Beschäftigten beispielsweise, aber auch Ansprechpartner im Betrieb – und vor allem die nötige Zeit, um Erfahrungen zu sammeln. In den vergangenen Jahren haben die Werkstätten mit ihrer dualen Ausbildungsstruktur die Voraussetzungen dafür geschaffen. Das jetzt eröffnete Bildungshaus ist dafür ein sichtbares Zeichen, wie Gerhard Droste, der Leiter der BruderhausDiakonie-Werkstätten anmerkte. Dass die BruderhausDiakonie dem Thema Arbeit für Menschen mit Unterstützungsbedarf einen hohen Stellenwert beimisst, machte Lothar Bauer deutlich. Der Vorstandsvorsitzende der BruderhausDiakonie kündigte zum Tagungsabschluss an, die BruderhausDiakonie sei dabei, ihre Arbeits-, Berufsbildungs- und Beschäftigungsangebote in einem eigenen neuen Geschäftsfeld Arbeit zu bündeln und damit auch formal ihren Geschäftsfeldern Altenhilfe, Jugendhilfe, Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie gleichzustellen.