Ausbildungsverbund Tübingen

„Ich kann Schätze ausgraben und Menschen zeigen, hey du bist was wert!“

Verena Tribensky in der Malwerkstatt.
Verena Tribensky in der Malwerkstatt - im Hintergrund sieht man Werke ihrer ehemaligen Teilnehmenden.

Verena Tribensky ist 30 Jahre alt und arbeitet seit sechs Jahren beim Ausbildungsverbund Tübingen. Die studierte Erziehungswissenschaftlerin begleitet junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren im berufsvorbereitenden Projekt JobOn. Dafür führt sie regelmäßig Gespräche mit den Teilnehmenden, den Mitarbeitenden in den Firmen und im Jobcenter und findet kreative Wege der Unterstützung.

Was hat Sie motiviert, diesen Beruf zu erlernen?

Nach meiner Bachelor-Arbeit, die ich über Drogenberatung und Sucht geschrieben habe,  wollte ich mich mit anderen Bereichen der sozialen Arbeit beschäftigen. Zunächst arbeitete ich in einer Tages-Reha in Reutlingen, dann bewarb ich mich bei der BruderhausDiakonie. Diese Stelle fand ich toll, weil es um ressourcenbezogenes Arbeiten ging. Es wird nicht so viel auf den Defizitansatz geguckt, was eben in der Drogenarbeit oft so ist. Bei meinem Job kann ich schauen, was die Fähigkeiten der Teilnehmenden sind und wie ich diese unterstützen kann.

Was schätzen Sie an Ihrem Arbeitsplatz bei der BruderhausDiakonie?

In den letzten sechs Jahren habe ich um die 200 Teilnehmende kennengelernt. Die meisten von ihnen waren zwischen 18 und 25 Jahren alt und hatten schon viele negative Erfahrungen gemacht. Ich kann ihnen helfen, wieder an sich zu glauben. Das finde ich schön. Alles ist hier individualisiert, ich kann mit jedem Teilnehmenden einen eigenen Weg erarbeiten. Daraus gestalte ich, in Absprache mit dem Jobcenter und den Zielen der Teilnehmenden, einen Förderplan. Mir gefällt auch das diakonische Prinzip – ein Wertesystem, auf das man sich verlassen kann. Wenn ich nochmal in der Zeit zurückgehen könnte, würde ich mich definitiv wieder für die BruderhausDiakonie entscheiden.

Welche Aufgaben haben Sie? Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Mein Tag beginnt damit, Stellen- und Wohnungsanzeigen zu sammeln und auf einer Pinnwand zu befestigen. Dann checke ich meine Mails, Messenger-Nachrichten und To Do’s. Beispiele für To Do’s sind: Unterlagen von Klienten sammeln, Telefongespräche, etwa mit der Berufsberatung. Zwischendurch kommen Teilnehmende zu persönlichen Beratungsterminen, circa drei Personen am Tag jeweils für eine Stunde. Mit ihnen schreibe ich dann zum Beispiel Bewerbungen. Die Aufgaben bestehen aus intensiver pädagogischer Beratung, Organisation der Gewerke und Termine, Bewerbungstraining, Sozialkompetenztraining und Förderplanung, aber auch Netzwerken mit Firmen und Einrichtungen, Austausch mit Anleitenden und Mitarbeitenden, Teambesprechungen und Dokumentation.

Welche Herausforderungen erleben Sie in Ihrem Berufsalltag?

Man kann leider nicht jeden Teilnehmenden in Arbeit vermitteln, sondern muss schauen, was es sonst noch gibt. Bei manchen dauert es länger, bis sie stabilisiert sind. Es ist dann sehr ergreifend, wenn diese Leute wieder gehen, da ich sie sehr intensiv betreut habe. Es ist wichtig, immer wieder neu anzufangen, weil man auf Rückschläge und frustrierende Erlebnisse gefasst sein muss. Manchmal kann es sehr belastend sein, zum Beispiel, wenn ein Teilnehmender suizidgefährdet ist oder sich länger nicht meldet und man nicht weiß was los ist. Da muss man sich gut distanzieren können. Insgesamt muss man flexibel, anpassungsfähig und kreativ sein, damit man mit wechselnden Gegebenheiten gut umgehen kann.

Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?

Ich finde Abwechslung schön im Beruf, aber es ist auch wichtig, dass Mitarbeitende gehalten werden, die schon lange mit dabei sind. Außerdem fände ich es schön, wenn ein bisschen mehr von der Kommunikation der Stiftung bei uns ankommen würde. Man merkt schon, dass wir hier ein bisschen außerhalb sind. Es wäre toll, wenn wir mehr auf dem Schirm sind, zum Beispiel mehr über uns berichtet wird in Zeitungen, in der Mitarbeiter-Broschüre oder auf der Website. Wir sind ein großer Träger hier in Tübingen und da wäre es dann auch schön, wenn das so anerkannt werden würde.