Gerhard Droste hat in seiner langen beruflichen Laufbahn oftmals Pionierarbeit geleistet und Wege bereitet, die das Leben von Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung positiv beeinflusst haben. Zum einen in seiner Leitungsfunktion bei der BruderhausDiakonie, zum anderen in seinem ehrenamtlichen Einsatz für die Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Baden-Württemberg (LAG WfbM). Denn Gerhard Droste ist nicht nur ein sozial motivierter, sondern auch ein politischer Mensch, der sich vorgenommen hatte, „die Arbeit in den Werkstätten zu verändern und die Bedingungen von Menschen mit Behinderung zu verbessern“. Dass vieles davon gelungen und vieles noch weiterentwickelt werden muss, bestätigt der Vorstandsvorsitzende der BruderhausDiakonie, Tobias Staib. „Sie sind ein Netzwerker mit vielfältigen Kontakten“, lobte Staib den Geschäftsfeldleiter Arbeit und berufliche Bildung, der Ende August 2022 in Ruhestand geht: „Dieser politische Gerhard Droste wird uns besonders fehlen.“

Ziel: Menschen mit Behinderung umfassende Teilhabe ermöglichen

Vermissen wird ihn auch der Vorsitzende der LAG WfbM, Egon Streicher. „Gerhard Droste ist ein politisches Talent. Er hat mitgeholfen, das Profil der LAG zu schärfen“, sagt Streicher und beschreibt seinen Mitstreiter als zuverlässig, verbindlich, zugewandt und humorvoll. „Ich war immer fest davon überzeugt, dass meine LAG-Arbeit auch der  BruderhausDiakonie zugutekommt“, betont Droste. In 20 Jahren Verbandsarbeit hat der gelernte Industriekaufmann und studierte Soziologe zahlreiche Kontakte in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geknüpft, um Menschen mit Behinderung umfassende Teilhabe zu ermöglichen. „Alleine kann man nichts bewirken, man braucht die anderen“, weiß der 65-Jährige, der sich als Teamplayer bezeichnet: „Man ist als Führungsperson nur so gut wie die Mitarbeitenden.“

Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt für Menschen mit Handicap

Drostes Pionierarbeit beginnt im Juli 1997 mit dem Eintritt in die Haus am Berg gGmbH Bad Urach. Als Einrichtungsleiter treibt er die Trennung von Werkstatt und Wohnbereich voran, die damals noch unter einem Dach vereint sind. 2003 übernimmt er im Zuge der Fusion von Haus am Berg und Gustav Werner Stiftung zur BruderhausDiakonie die Leitung der Werkstätten in Reutlingen und im Ermstal. Weil für ihn Werte wie Teilhabe und Selbstbestimmung für alle Menschen gleich gelten, setzt er sich für das Mitbestimmungsrecht von Werkstatträten ein, entwickelt den Berufsbildungsbereich mit und forciert die Integration von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt. Bereits 2006 initiieren er und sein Team das sogenannte Arbeiten vor Ort, aus dem 2011 das Konzept der Betriebsintegrierten Arbeitsplätze, kurz BiA genannt, hervorgeht. Seither nehmen Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung mit Hilfe von Jobcoaches am Arbeitsleben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt teil.  

Neue Aufgabenbereiche und beispielhafte Projekte auf den Weg gebracht

Zahlreiche Umbau- und Neubaumaßnahmen gehen auf sein Konto, von denen die Werkstätten in Reutlingen und im Ermstal profitiert haben. Neue Aufgabenbereiche wie Scanservice, Bürodienstleistungen oder die Kreativwerkstatt sind unter seiner Führung hinzugekommen. Beispielhafte Projekte wie die Schulmensen, den Kfz-Service, das Behälterwaschzentrum von Elring-Klinger, die inklusive Theatergruppe des Reutlinger Theaters Die Tonne oder die inklusive Stadtführung hat er mit auf den Weg gebracht. Seit fünf Jahren steht Werkstattbeschäftigten ein Bildungshaus für das berufliche Fortkommen zur Verfügung.

Sein Nachfolger Klaus Fischer gewährleistet einen nahtlosen Übergang

2018 beschreitet Gerhard Droste noch einmal neue Wege, indem er das neue Geschäftsfeld Arbeit und berufliche Bildung übernimmt. „Ich habe mich über die Chance gefreut, mit über 60 noch etwas ganz Neues zu beginnen“, sagt Droste. Er lernt andere Standorte kennen, führt Verantwortliche verschiedener Regionen zusammen, hilft mit, Arbeitsprozesse zu vereinheitlichen. Seiner LAG-Arbeit bleibt er auch als Geschäftsfeldleiter treu: Bis zuletzt setzt er sich hartnäckig für eine angemessene Entgelt- und Teilzeitarbeitsregelung für Werkstattbeschäftigte ein – mit Erfolg. Klaus Fischer, der sein Nachfolger wird und zugleich Leiter Region Reutlingen Arbeit und berufliche Bildung bleibt, kennt die meisten Arbeitsbereiche aus seiner langjährigen Tätigkeit. Das gewährleistet einen nahtlosen Übergang.