Die Tür des neuen Begegnungszentrums in der Schneckenhofengasse mit der Hausnummer 1 in Dettingen/Erms ist weit geöffnet. Eine Rollstuhlfahrerin gleitet mühelos über die ebenerdige Schwelle in den geschmackvoll dekorierten Raum. An den Tischen sind nur noch wenige Plätze frei. Klienten der Behindertenhilfe Ermstal sitzen Tisch an Tisch mit Dettinger Mitbürgern. Einige kennen und grüßen sich. „So viele Gäste habe ich noch nie bedient“, sagt Petra Buchberger und schneidet ein großes Stück Torte ab. Die ehemalige Lehrerin arbeitet ehrenamtlich im Café 1 FÜR ALLE, das seit 15 Jahren insbesondere Menschen aus der Gemeinde, egal ob mit oder ohne Behinderung, mit selbst gebackenem Kuchen und Cappuccino verwöhnt – seit Juli 2022 im neuen Begegnungszentrum 1 FÜR ALLE mitten im Ort. 

Berührungsängste abbauen und Kontakte knüpfen

Viele Gäste sind zu Fuß unterwegs, andere, weniger mobile, holt ein Fahrdienst regelmäßig in ihren betreuten Wohngruppen ab. „Das Café ist ein Ort, wo ganz verschiedene Menschen hinkommen, wo ein ungezwungenes Beisammensein möglich ist, Berührungsängste abgebaut und Kontakte geknüpft werden können“, betont Anna Mickeleit, Mitarbeiterin der Offenen Hilfen Ermstal-Alb, während sie die Kaffeemaschine in der offenen Küche bedient. Wenn viel los ist wie heute, unterstützt sie die ehrenamtlichen Helferinnen. Ihr Büro, das sie sich mit dem Teamleiter der Offenen Hilfen teilt, befindet sich gleich nebenan. Reiner Fritz sieht das Café als wichtiges Angebot, um auch Menschen mit Behinderung Teilhabe am örtlichen Leben zu ermöglichen. „Man muss die Inklusion ein Stück weit organisieren, von allein funktioniert es noch nicht“, ist der Sozialpädagoge überzeugt. Auch wenn die inklusiven Angebote teilweise schon zur Normalität beigetragen haben.

Acht ehrenamtliche Frauen gehören zum Café-Team

Um die Inklusion im Quartier weiter zu fördern, hat die BruderhausDiakonie gemeinsam mit dem Verein FritZel’s Spielerei e. V. die Räumlichkeiten einer ehemaligen Bäckerei angemietet und aufwendig renoviert. Einmal pro Woche verwandelt sich das Begegnungszentrum in das Café 1 FÜR ALLE. Acht ehrenamtliche Mitarbeiterinnen gehören zum Team, jeweils zwei sind für das Café zuständig. Petra Buchberger trägt ein mit Kuchen und Kaffeetassen gefülltes Tablett an einen Tisch, an dem sich fünf ältere Damen aus Dettingen angeregt unterhalten. Sie kommen gerne hierher, nicht nur weil das Café offen für alle Menschen am Ort ist und die Preise günstig sind. „Der Raum ist wunderbar. So groß und hell, sehr gelungen“, schwärmt die eine. „Auch mein Sohn kann mit seinem Rollstuhl jetzt problemlos hier reinfahren“, freut sich ihre Tischnachbarin, deren Sohn seit einem Unfall querschnittsgelähmt, aber sehr kontaktfreudig ist.

Spieleabende, Veeh-Harfen-Kurse, Koch- und Backevents

Neben dem Café 1 FÜR ALLE gibt es in der Schneckenhofengasse 1 viele weitere inklusive Angebote. Der Verein FritZel’s Spielerei ist mit unterschiedlichen Spieleveranstaltungen vor Ort. Die BruderhausDiakonie hat im Oktober mit zwei Veeh-Harfen-Kursen begonnen, die künftig in Kooperation mit der Musikschule Metzingen fortgesetzt werden. „Wir organisieren dabei die Assistenz für die Teilnehmer mit Behinderung“, informiert Reiner Fritz. Darüber hinaus finden Koch- und Backkurse statt sowie ein wöchentlicher Treffpunkt Bibel und Musik. Für die Zukunft sind inklusive Bildungs-, Sport- und Kulturangebote geplant. Und ein Frühstücksbuffet. „Die offene Küche bietet viel Platz für solche Events“, sagt Anna Mickeleit, die auch die Klienten ermuntern will, ihre Ideen einzubringen. Örtliche Vereine oder Gruppen, die Teilhabe und Begegnung im Quartier fördern, sollen die Räume ebenfalls nutzen können.