Abdelsater Alabdallah ist einer von drei ausgezeichneten Absolventen der Qualifizierung zur Fachkraft Metalltechnik. Bei einer Online-Veranstaltung des Ausbildungsverbunds der BruderhausDiakonie am 7. Juni 2021 berichtete der Syrer Freunden und Förderern der BruderhausDiakonie über seine Berufsausbildung und die Sprachwerkstatt des Ausbildungsverbunds. „Deutsche Maschinen haben in Syrien einen guten Ruf, deshalb wollte ich einen Beruf in der Industrie“, erläuterte der 44-Jährige. Ihm sei es wichtig, in Deutschland finanziell auf eigenen Beinen zu stehen und seine Frau und seine fünf Kinder selbst versorgen zu können. Vor seiner Flucht habe er zehn Jahre lang eine kleine Apotheke in Syrien geführt. Nach der Ankunft in Deutschland sei ihm schnell klar gewesen, so Alabdallah, dass seine Ausbildung und Sprachkenntnisse für eine ähnliche Tätigkeit nicht ausreichen würden. Daraufhin habe er sich für einen Metallberuf entschieden. Mit Erfolg: „In diesem Jahr hatten wir mit 1,4 sowie 1,7 und 1,9 tolle Abschlussnoten“, lobte Johann Küenzlen, Leiter des Ausbildungsverbunds, die diesjährigen Absolventen der Umschulung zur Fachkraft Metalltechnik, dem dritten und letzten Modul des Qualifizierungsprogramms für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund.

Die deutsche Sprache als Schlüssel für die berufliche Integration

Johann Küenzlen führt diesen Erfolg auf die individuelle Förderung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Ausbildung und den zusätzlichen Deutschunterricht zurück. „Deutsch ist der Schlüssel dafür, dass Integration später auch im Betrieb funktioniert“, meinte Küenzlen. Für viele Menschen mit Fluchterfahrung sei das Erlernen der deutschen Sprache, vor allem der in der Ausbildung verwendeten Fachbegriffe, eine Herausforderung. Der Ausbildungsverbund hat deshalb vor fünf Jahren eine modular aufgebaute Qualifizierung im Metallbereich entwickelt, die den Spracherwerb in den Arbeitsprozess integriert: Eine Deutschlehrerin erklärt die Fachbegriffe zweimal pro Woche direkt an der Werkbank, gemeinsam mit dem Ausbildungsmeister. Darüber hinaus erhalten die Auszubildenden Unterstützung bei lebenspraktischen Fragen. Sozialdienstmitarbeiterin Silke Jähner hilft bei der Organisation von Kinderbetreuung und Arztterminen, bei Behördengängen und Gesprächen mit Arbeitsvermittlern. „Mir ist es lieber, dass die Leute einmal zu oft kommen. Egal mit welchem Anliegen“, betonte sie. So könnten sich die Auszubildenden auf das Wesentliche, die Ausbildung konzentrieren.

Förderstiftung Bildung und Beruf ermöglicht passgenaue Sprachförderung

Der Zugang zur Umschulung und die Finanzierung des Qualifizierungsprogramms läuft über Bildungsgutscheine der Arbeitsagentur. Der zusätzliche Sprachunterricht ist jedoch nur mit Hilfe von Fördermitteln und Spenden möglich. Hier haben sich in den letzten Jahren die Förderstiftung Bildung und Beruf, die Karl Danzer Stiftung sowie der Rotary-Club Reutlingen-Tübingen Nord engagiert. Deren Vertreterinnen und Vertreter zeigten sich bei der Online-Veranstaltung erfreut über die Erfolgsbilanz der Sprachwerkstatt. Beeindruckt waren sie auch von den Schilderungen Abdelsater Alabdallahs, der auf seine letzten Ausbildungsmonate während der Corona-Pandemie zurückblickte. „Mein Arbeitstag war um 16.30 Uhr zu Ende. Danach habe ich meinen Kindern bei den Hausaufgaben geholfen bis 22 Uhr. Erst dann konnte ich die Erklärvideos schauen und habe sogar noch Antwort von meinem Ausbildungsmeister auf meine Fragen bekommen“, berichtete der 44-Jährige. „Die Arbeitsatmosphäre war sehr freundlich und hilfreich. Das hat uns motiviert.“