Nie wieder Faschismus

Mit seinem Besuch am Samstag, 24. Februar, in der BruderhausDiakonie Buttenhausen folgte Erwin Teufel einer Einladung der Stadt Münsingen und dem örtlichen Geschichtsverein. Der ehemalige Ministerpräsident hielt einen Vortrag über den Politiker Carl Diez, der sich vor Gründung der Weimarer Republik und in den Folgejahren öffentlich gegen Faschismus ausgesprochen hatte.
Andreas Lingk, Kaufmännischer Vorstand der BruderhausDiakonie, würdigte in seiner Begrüßung den ehemaligen Ministerpräsidenten.
Der neuerliche Besuch des ehemaligen Ministerpräsidenten in einer Einrichtung der BruderhausDiakonie bereite ihm große Freude, so Lingk. Die historische Persönlichkeit Carl Diez sei ein mutiger Mann gewesen, der sich Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus widersetzt habe.

Freundschaft verband Diez und Erzberger

Yannik Krebs, Stadtarchivar in Münsingen, verwies in seinem Grußwort auf den aus Buttenhausen stammenden Politiker Matthias Erzberger, einem Freund von Carl Diez. Erzberger, Reichsfinanzminister und Zentrumspolitiker wie Diez, hatte vor Gründung der Weimarer Republik die Haltung der Parteien der Rechten kritisiert, die seiner Auffassung nach Krieg statt Frieden propagierten. 1921 wurde er bei einem Spaziergang im Beisein seines Freundes Diez ermordet.
Herbert Weippert, ehemaliger Leiter der BruderhausDiakonie Buttenhausen, informierte zum Auftakt des Vortrags mit einem Film über den Zentrumspolitiker Erzberger.
Vortragsredner Teufel zeichnete im Anschluss die Lebensstationen des Gesinnungsgenossen und Zentrumspolitikers Carl Diez nach.
Sein Appell an die Zuhörer: Nie wieder Faschismus und Krieg zuzulassen.

Carl Diez widersetzte sich

Ende 1877 in Öhningen geboren, wandelte sich Carl Diez nach anfänglichem Kriegsenthusiasmus zum Gegner des Kriegs und hatte gemeinsam mit anderen Politikern eine Friedensresolution unterzeichnet. 1933 stimmte er als einziger Zentrumspolitiker nicht dem Ermächtigungsgesetz zu. Die Nationalsozialisten bestraften diese Unterlassung mit einem Gefängnisaufenthalt. Zwei weitere Gefängnisaufenthalte folgten. Auch als Politiker durfte Diez nicht mehr arbeiten. Doch das war nicht das Ende der Repressalien. Neben seiner politischen Tätigkeit war Carl Diez Vorsitzender vieler Vereine und Träger zahlreicher Ämter. Auch diese Tätigkeiten durfte Carl Diez nicht mehr ausüben. Erst nach dem Ende des zweiten Weltkriegs konnte Diez wieder politisch aktiv werden. Der Politiker starb 1969 in Radolfzell.
Teufel würdigte sowohl Carl Diez als auch seinen Freund Matthias Erzberger als „beispielhafte, mutige Männer in schwierigen Zeiten.“

Lange Zusammenarbeit

Der ehemalige Ministerpräsident Erwin Teufel war bereits zum dritten Mal in den Räumlichkeiten der BruderhausDiakonie. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit der BruderhausDiakonie und betonte die Bedeutung der Diakonie als einen der landesweit größten Arbeitgeber.