Die Decke des Betriebsrestaurants der BruderhausDiakonie in Reutlingen war am 29. September 2022 bunter geworden. Rote Herz-Luftballons stiegen in die Höhe. Auf daran befestigten Papierkarten war festgehalten, was dankbar machen kann. Menschen aus den Werkstätten für behinderte Menschen und aus dem Förder- und Betreuungsbereich feierten gemeinsam einen Erntedank-Gottesdienst zum Thema Mahlzeit. Der Altar war mit Erntegaben vom Bioland Hofgut Gaisbühl geschmückt: mit Äpfeln, Kürbissen bis hin zu Getreideähren.

Pfarrerin Almut Klose predigte in einfacher Sprache

Im Wort Mahlzeit stecke sowohl ein Gruß als auch ein kleines Gebet für eine gesegnete Mahlzeit, erläuterte Pfarrerin Almut Klose von der BruderhausDiakonie den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern. Dass das Essen auf dem Teller liege, sei nicht selbstverständlich. Gustav Werner beispielsweise, der Gründer der BruderhausDiakonie, habe im 19. Jahrhundert einen Sommer ohne Sonne erlebt, der eine Hungersnot auslöste. „Die Menschen haben damals Brötchen aus Sägemehl, sogenannte Hungerbrötchen, essen müssen“, erzählte die Pfarrerin.

Wünsche und Dank wurden Richtung Himmel geschickt

Gottesdienste für Menschen mit Behinderung sind immer auch Mitmach-Gottesdienste. Die Werkstattbeschäftigten sangen und klatschten bei den Liedern mit. Anette Schall begleitete sie am Piano. Aber nicht nur als Sängerinnen und Sänger waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefragt. Pfarrerin Klose hatte Fürbitten vorbereitet. „Wofür sind Sie denn dankbar?“, fragte sie die versammelten Werkstattbeschäftigten. „Für die Werkstatt, für Essen, für Hoffnung, Licht, Frieden, Gesundheit“, waren die Antworten. Das Gottesdienst-Team notierte den Dank auf Karten, die an Luftballons befestigt waren – und die Beschäftigen ließen die Ballons in Richtung Himmel zur Saaldecke steigen. Auch Bitten formulierten die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher: „Dass die Inflation aufhört“ beispielsweise oder „mehr Aufmerksamkeit für meine Arbeit in der Werkstatt“. Oder auch: „Ich möchte nicht als blöd und behindert abgestempelt werden.“ Zum Abschluss des Gottesdienstes bekam jeder eine Scheibe Brot mit auf den Weg.

Bild im Detail:
von links: Martina Hübner, Sekretariat Region Reutlingen Arbeit und Berufliche Bildung, Alexander Herbrich, Leitung Werkstätten Behindertenhilfe Reutlingen und Dettingen/Erms, Pfarrerin Almut Klose, BruderhausDiakonie, Traugott Henne, Gruppenleiter Förder- und Betreuungsbereich, Esther Arnold-Wurster (vorne), Berufsbildungsbereich, BruderhausDiakonie