Buchpräsentation zur Geschichte von Haus am Berg

Die Gründung des Sozialunternehmens Haus am Berg 1952 als eine gemeinnützige GmbH, die zur Inneren Mission zählte, war nicht irgendeine Schnapsidee von Freunden. Sie war festes Ansinnen von neun Gesellschaftern, ein diakonisches Unternehmen aufzubauen, das, was zum Zeitpunkt der Gründung niemand ahnte, mehr als 50 Jahre lang Bestand haben sollte und 2004 in die BruderhausDiakonie überging. Zur ersten Einrichtung, einem Alten- und Lehrlingsheim in Urach, kamen rasch weitere Angebote hinzu, zunächst ein Mädchenwohnheim im Zentrum der Landeshauptstadt für junge Frauen sowie in Stuttgart-Schönberg ein Altenwohnheim. Viele der final entstandenen 19 Einrichtungen in Baden-Württemberg vom Bodensee bis Stuttgart und vom Schwarzwald bis zur Schwäbischen Alb bestehen noch heute. Im Jubiläumsjahr 2002 versorgten rund 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Haus am Berg bis zu 1500 Klientinnen und Klienten in der Altenhilfe, Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie.

Die Lebensleistung Engagierter würdigen

Initiator für die Gründung von Haus am Berg und der erste Geschäftsführer war Paul Stäbler, sein Freund Wilhelm Bröckel war zunächst sein Stellvertreter. Michael Stäbler, Enkel des einstigen Gründers und Vorstand der Martha und Paul Stäbler Stiftung, sagte bei der Buchpräsentation „Geschichte der Haus am Berg zwischen 1952 und 2004“ am 2. Februar 2024 im Seniorenzentrum Herzog Christoph in Bad Urach: „Wir haben uns als Enkelgeneration des Gründers von Haus am Berg – Paul Stäbler – für dieses Buch eingesetzt, um an die Lebensleistung unserer Großeltern, unserer Eltern und darüber hinaus vieler Beteiligter zu erinnern.“

Dass Familienmitglieder mithalfen, Pläne für Entwicklungen und Erweiterungen auch am Esstisch geschmiedet wurden, gehörte zum Alltag bei Haus am Berg. Herausforderung war Fachpersonal zu rekrutieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten vielerorts zunächst fachlich qualifiziert oder generell ausgebildet werden.

Angebote stetig fachlich weiterentwickelt

Prof. Dr. Johannes Eurich, Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, hob in seiner Rede hervor, „Wer die Geschichte von Haus am Berg betrachtet, ist beeindruckt von der fortdauernden Weiterentwicklung des Werkes etwa im Blick auf neue Ansätze in der Fachlichkeit, Qualitätsstandards, Ausbildung von Fachkräften und so weiter.“ Richtungsweisend war in den 70er Jahren bei Haus am Berg der Aufbau einer Altenpflegeschule, der ersten in der Landeshauptstadt, mit Ausbildungsplätzen für Nachwuchskräfte – aus der später das Diakonische Institut für Soziale Berufe in Dornstetten hervorging. Auch die Einrichtung einer Hauswirtschaftsschule in Buttenhausen als Ausbildungsstätte zeigte, dass die Verantwortlichen von Haus am Berg Angebote sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachlich und am Bedarf entwickelten.

Aufbau: Rehabilitation für psychisch kranke Menschen

Nach dem Tod von Paul Stäbler 1970 übernahmen Sohn Werner und Tochter Hanna die Geschäftsanteile. Werner Stäbler wurde neuer Geschäftsführer, Hanna Hascher sowie Hans Rösch, zum Zeitpunkt einzig noch lebender Mitgründer von Haus am Berg, übernahmen die Stellvertretung. Modern stellte sich das Unternehmen in der Versorgung psychisch kranker Menschen auf. In Zusammenarbeit mit dem Innenministerium Baden-Württemberg wurden Einrichtungen von Haus am Berg zur Nachsorgeeinrichtung entlassener Personen aus psychiatrischen Landeskrankenhäusern. Die Rehabilitation beinhaltete Arbeitstherapie und Freizeitangebote wie Spiel- und Gymnastikstunden, auch individuelle Lösungen waren möglich. So baute Gustav Mesmer, bekannt als Ikarus vom Lautertal, nach seiner Entlassung aus einer psychiatrischen Anstalt als Klient im Landheim Buttenhausen vor Ort seine Fluggeräte.

Weitere Neuerungen folgten. Der Ausbau von Werkstätten bot unter anderem die Möglichkeit, Sonderberufsausbildungen zu absolvieren.

Wettbewerb erforderte Neuorientierung

Doch auch vor dem Hintergrund aller Modernisierungen musste sich Haus am Berg vor und nach der Jahrtausendwende dem stetig wachsenden Wettbewerb stellen: um Personal und um öffentliche Gelder für die Refinanzierung seiner Angebote bei gleichzeitiger Einsparung von Sozialhilfe beispielsweise bei der Rehabilitation für Menschen mit Behinderung. Die stetige Kooperation mit der Gustav Werner Stiftung, die Mitgesellschafterin der Haus am Berg gGmbH war, erlaubte nach vielen Abstimmungen schließlich die Zulegung der Einrichtungen von Haus am Berg zur Gustav Werner Stiftung. Prof. Dr. Bernhard Mutschler, Theologischer Vorstand der BruderhausDiakonie, informierte in seinem Schlusswort: „Die heutige Bruderhaus- Diakonie trägt den Namen beider Organisationen als Zusatz im Namenszug: BruderhausDiakonie Stiftung Gustav Werner und Haus am Berg.“

Information zum Buch:

„Wir helfen leben“ – Haus am Berg.
Ein diakonisches Unternehmen zwischen 1952 und 2004.
Verlag Grafische Werkstätte der BruderhausDiakonie, Reutlingen.
www.grafische-werkstaette.de

Autorin Dr. Teresa A. K. Kaya, Professorin für Soziale Arbeit, hat mit Zeitzeugen gesprochen, Archivalien ausgewertet und die Geschichte von Haus am Berg in einem Buch zusammengestellt.

Einrichtungen von Haus am Berg, die es heute noch gibt:
(einst 19 Einrichtungen)

Foto im Detail:
Würdigten die Geschichte der Haus am Berg gGmbH – Prof. Dr. Johannes Eurich, Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Bernhard Mutschler, Theologischer Vorstand der BruderhausDiakonie, Michael Stäbler und Clemens Stäbler als Vertreter der Martha und Paul Stäbler Stiftung, Prof. Martin Beck, ehemaliger Vorsitzender des Stiftungsrats der BruderhausDiakonie, sowie Thomas Stäbler, Fachbereichsleitung Altenhilfe der BruderhausDiakonie, als Gastgeber im Seniorenzentrum Herzog Christoph in Bad Urach.