Beruflich wie auch ehrenamtlich hatte Betriebswirt Professor Martin Beck bundesweit diakonische Unternehmen im Fokus – als Geschäftsführer, Unternehmensberater, Krisenmanager, Autor, Hochschullehrer an verschiedenen Hochschulen und als vielfacher Aufsichtsrat. Rund vier Jahrzehnte lang wirkte Beck für die Diakonie und andere Wohlfahrtsverbände, davon mehr als 26 Jahre lang für die BruderhausDiakonie und die Stiftung Haus am Berg. Seit 2013 war er Stiftungsratsvorsitzender der BruderhausDiakonie und saß damit dem zwölfköpfigen Gremium vor, das den Gesamtvorstand bei seiner Arbeit begleitet und berät. Für ihn persönlich sei die enge, vertrauensvolle, aber auf klare Rollentrennung achtende Begleitung der drei Vorstände die wichtigste Aufgabe gewesen.

Ein Menschenfänger im besten Sinne

Klaus Tappeser, Regierungspräsident des Regierungsbezirks Tübingen, würdigte bei der Verabschiedungsfeier Professor Martin Beck als einen Menschenfänger in bestem Sinne: „Er versteht es, Menschen miteinander zu vernetzen.“ Und er habe immer vertreten, dass soziale und diakonische Einrichtungen die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten müssen.

In seiner Zeit als Stiftungsratsvorsitzender begleitete das von Martin Beck geleitete Gremium in Zusammenarbeit mit dem Vorstand zahlreiche Projekte zur Weiterentwicklung der verschiedenen Fachbereiche. Dabei wurde spürbar, dass manche von der Politik ausgedachte Vorhaben fern von der praktischen Sozialarbeit entstanden sind. Ein Beispiel ist für Beck die Landesheimbauverordnung in Einrichtungen der Pflege, die bei der Stiftung Investitionen bei Bestandsgebäuden in Höhe von 144 Millionen Euro auslöste. Ähnliches gilt für das Bundesteilhabegesetz, das für Klientinnen und Klienten mehr Wahlfreiheit bringen soll, aber in erster Linie eine Vielzahl von Verwaltungsvorgängen auslöst. Das sieht der Stiftungsratsvorsitzende, wie er jüngst sagte, kritisch. Die zentrale Frage aber, die den Stiftungsrat beschäftige, so Martin Beck, sei: „Was ist jetzt im Moment und in fünf Jahren vielleicht anders und die richtige Form, um ein 180-jähriges Werk mit 5000 Mitarbeitenden richtig zu steuern? Da haben wir vieles ausprobiert und verändert.“

An geglückter Zusammenlegung mitgewirkt

In seiner Funktion als Stiftungsrat wie auch als Aufsichtsratsvorsitzender schöpfte Martin Beck immer wieder auch aus Erfahrungen seiner Pionierleistung in den 80er Jahren. Als jüngster Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Württemberg hatte er eine Beratungsfirma für soziale Unternehmen und Einrichtungen mbH gegründet – zweckdienlich, „doch war Beratung“, so Beck im Rückblick, „damals etwas völlig Neues.“ Er beriet auch das damals noch familiengeführte Sozialunternehmen Haus am Berg gGmbH mit Einrichtungen im Ermstal, auf der Alb, in Stuttgart und im Schwarzwald. Der dortige Aufsichtsrat hatte Martin Beck Ende der 80er Jahre mit einem Gutachten zur Leitungsstruktur des Unternehmens beauftragt, denn bei Haus am Berg stand ein Generationenwechsel an. Als ein Mitglied der Gründerfamilie Stäbler 1996 den Vorsitz im Aufsichtsrat von Haus am Berg abgab, übernahm Martin Beck. Er begleitete die Gründung einer Stiftung, in die alle seitherigen Gesellschafter der GmbH ihre Anteile einbrachten und wirkte aktiv an dem Prozess mit, der zur Zusammenlegung mit der Gustav Werner Stiftung und im Jahr 2004 zur Gründung der heutigen BruderhausDiakonie führte.

Die BruderhausDiakonie habe Professor Martin Beck für vieles zu danken, betonte Dr. Tobias Staib, Vorstandsvorsitzender undFachlicher Vorstand der BruderhausDiakonie in seiner Rede: „Die geglückte Fusion von Haus am Berg und Gustav Werner Stiftung wäre ohne Sie nicht möglich gewesen“, sagte er an Beck gewandt.

In zahlreichen Ehrenämtern engagiert

Parallel zur beruflichen Tätigkeit engagiert sich Martin Beck seit Jahren auch kirchlich – beginnend mit der Leitung einer Jugendgruppe über den Vorstand des Evangelischen Jugendwerks in Württemberg bis hin zum Vorsitzenden der Bezirkssynode des Evangelischen Kirchenbezirks, wofür er 2010 mit der Brenz-Medaille ausgezeichnet worden ist.

Prälat Professor Dr. Traugott Schächtele, Aufsichtsratsvorsitzender der Diakonie Baden, unterstrich bei der Verabschiedungsfeier Becks vielfältiges ehrenamtliches Engagement für Diakonie und Kirche. „Sie haben kaum etwas ausgelassen“, bilanzierte er. Zudem sei Martin Beck ein Mittler zwischen der badischen und der württembergischen Diakonie gewesen.

Mit offener Diskussionskultur gearbeitet

In seinem Dank zum Abschied aus dem Stiftungsrat der BruderhausDiakonie wies Beck darauf hin, dass man bei einem Unternehmen dieser Größe nie fertig sei und dass es in Führungspositionen keine Einzelhelden gebe. Vorstand und Stiftungsrat bräuchten sich gegenseitig. In der Rückschau freue ihn am meisten, dass er zehn Jahre lang „mit dem qualifiziertesten Stiftungsrat, der mir je begegnet ist“, arbeiten konnte – mit großem Vertrauen, mit Anstand und mit offener Diskussionskultur. Abschließend wünschte er allen in der BruderhausDiakonie „Glück und Segen beim Tun und Lassen“.

Mit dem Abschied aus der BruderhausDiakonie ist das Engagement von Martin Beck in sozialen Unternehmen noch nicht zu Ende. Beck engagiert sich weiter in einem nordhessischen Diakoniewerk und bei einer deutsch-irisch-katholischen Stiftung. Die Nachfolge im Vorsitz des Stiftungsrates der BruderhausDiakonie übernimmt die langjährige Stiftungsrätin Ingrid Peters, Betriebswirtin und Unternehmerin.

Bild im Detail: Sie würdigten den Stiftungsratsvorsitzenden der BruderhausDiakonie, Prof. Martin Beck (Mitte), der im Beisein zahlreicher Gäste feierlich verabschiedet wurde: (von links) Dr. Tobias Staib, Klaus Tappeser, Prälat i.R. Prof. Dr. Christian Rose, Prälat Prof. Dr. Traugott Schächtele.